Bawag kauft sich um 110 Millionen Euro von der Post frei

PEROUTKA Guenther / WB
  • Drucken

Die Bawag setzt auf eine beschleunigte Entflechtung von ihrem Vertriebspartner Post. Die Bank hat bereits eine Einmalzahlung geleistet.

Die seit Herbst an der Börse notierte Bawag meldet für 2017 vor Steuern Rekordzahlen. Das Jahr endete mit einem Vorsteuergewinn von 517 Millionen Euro, 12 Prozent mehr als 2016. Die Bank hat damit die eigenen Erwartungen von einem Vorsteuergewinn von über 500 Millionen Euro erreicht. Nachdem die Altaktionäre damals leer ausgegangen waren, gibt es für 2017 Dividendenzahlungen: Für das vierte Quartal sind das 58,3 Millionen Euro, im dritten Quartal gab es 51,6 Millionen Euro Zwischendividende. Vom Postvertrag hat man sich freigekauft.

Zum Börsengang hat im Oktober die Bawag angekündigt, die langjährige Vertriebspartnerschaft mit der Österreichischen Post aufzukündigen. Bisher nutzt die Bank die Postämter für den Vertrieb von Bankprodukten. Nun wurde in der Bawag-Bilanz im Jahr 2017 bereits eine Einmalzahlung an die Post für die nächsten zwei Jahre erfasst. Das ermögliche eine beschleunigte Entflechtung, schrieb die Bank am Dienstag zur Präsentation der vorläufigen Zahlen. In Summe kostet die Beendigung des Postamtsvertriebsvertrags die Bawag rund 110 Millionen Euro. Das war einer der Sondereffekte im vierten Quartal. Die Kosten für die Umsetzung eines im vierten Quartal initiierten langfristigen Incentivierungsprogramms für den Vorstand und das Senior Leadership Team beliefen sich auf rund 55 Millionen €. Vorsorgen für Restrukturierungen und Rechtskosten wurden mit 60 Millionen € dotiert, um eine Reihe von Maßnahmen zur Neuausrichtung umzusetzen.

Künftig 100 Bawag-Filialen

Im Februar 2018 erfolgte – rückwirkend ab 1. Jänner 2018 – die Unterzeichnung einer Vereinbarung über eine beschleunigte Entflechtung der Partnerschaft mit der Österreichischen Post, wobei diese Entflechtung im Wesentlichen bis Ende 2019 angestrebt wird, zwölf Monate früher als erwartet. "Dadurch können wir unser Filialnetz schneller redimensionieren, das künftig ein eigenständiges, kleineres und gleichzeitig effizienteres Netz von rund 100 Filialen mit größeren Beraterteams umfassen wird, die durch mobile Vertriebsteams und erstklassige digitale Plattformen unterstützt werden", sagt Bank-Chef Anas Abazaakouk.  Dieser Ansatz verbessere das Kundenerlebnis durch stärker auf die Finanzberatung fokussierte Standorte, führe zu deutlich geringeren Netzwerkkosten sowie zu produktiveren, stärker kundenzentrierten Filialen. Abazaakouk: "Die Österreichische Post war viele Jahre lang ein solider Partner, und wir werden in den kommenden zwei Jahren gemeinsam daran arbeiten, eine problemlose Trennung mit minimaler Auswirkung auf unsere Kunden und unser Geschäft zu gewährleisten."

Heuer mehr Gewinn erwartet

Mehrere Übernahmen haben sich in der Bankbilanz günstig ausgewirkt. Mit der Erstkonsolidierung der beiden Akquisitionen Südwestbank und Paylife war ein positiver Effekt auf den Vorsteuergewinn von 230 Millionen Euro verbunden.  Unterm Strich lag der Nettogewinn nach vorläufigen Zahlen bei 466,6 Millionen Euro (-1,4 Prozent).

Die harte Kernkapitalquote schrumpfte Ende 2017 auf 13,5 (Ende 2016: 13,6) Prozent. Mittelfristig soll die Quote bei zumindest zwölf Prozent liegen, wurde bekräftigt. Vor Steuern will die Bank im laufenden Jahr mehr als fünf Prozent mehr verdienen.

Wenn sich weitere Akquisitionen anbieten, will die nach wie vor maßgeblich den US-Investoren Cerberus und Golden Tree gehörende Wiener Bawag (Bilanzsumme: 46 Milliarden Euro) auch weiter zuschlagen. Es gibt eine Liste von möglichen Zielen in der Pipeline, hauptsächlich im deutschsprachigem Raum, die in Summe auf 25 Milliarden Euro Bilanzsumme beziffert werden. "Es muss strategisch, vom Preis und auch vom Timing her passen", so der Vorstand. Was gerade im Visier ist, wurde nicht gesagt. Seit dem vierten Quartal unterschrieben, aber noch nicht abgeschlossen, ist der Kauf der deutschen Ring-Bausparkasse.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Bawag und Post trennen sich.
Unternehmen

Bawag verlässt Post früher

Statt Ende 2020 wird die Post-Kooperation bereits 2019 beendet. 2017 gab es vor Steuern ein Plus. Die Aktionäre erhalten eine Dividende.
Das Logo der Commerzbank AG an einer Filiale in Hamburg 18 07 2017
Unternehmen

Wird die Commerzbank neuer Post-Partner?

Da die Bawag die Kooperation mit der Post aufkündigen will, sucht diese einen neuen Bank-Partner. Verhandelt wird dabei auch mit der deutschen Commerzbank. Eine Kooperation würde für beide Seiten viel Sinn ergeben.
Dieses Logo ist in drei Jahren Geschichte.
Unternehmen

Post-modern: Bankgeschäfte mit neuem Partner

Die Post stellt sich schon für die Zeit nach der Trennung von der Bawag neu auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.