Geht's bergab? Fragt Frauen

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Symbolbild. (c) imago/POP-EYE (POP-EYE/Christina Kratsch)
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Neuer Indikator: Schon vor Rezessionen gibt es weniger Geburten.

In schlechten Zeiten kommen weniger Kinder zur Welt, in guten mehr. Das wissen wir. Aber niemand hat mit dem gerechnet, was drei US-Ökonomen soeben herausgefunden haben: Die Fruchtbarkeit folgt nicht der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern geht ihr voraus. Mindestens sechs Monate vor den drei letzten Rezessionen in den USA, als die Börsianer noch die Sektkorken knallen ließen, gingen schon die Geburtenraten zurück.

Aber warum? Das Autorenteam Buckles/Hungerman/Lugauer tippt auf eine unbewusste Unsicherheit, die zurückschrecken lässt. Der Indikator funktioniere mindestens so gut wie gewohnte Messgrößen fürs Konsumentenvertrauen, etwa Autokäufe. Auch wenn Paare gemeinsam entscheiden, stärker betroffen ist hier die Frau. Und seltsam: Eine ganze Reihe von populären, aber obskuren Prognosehilfen vertraut auf feminine Intuition. Seit den 1920er-Jahren hält sich das Gerücht, die Zukunft lasse sich an den Röcken ablesen: Werden sie kürzer, kommt ein Boom, werden sie länger, droht die Baisse. Der Chef von Estée Lauder kreierte 2001 den Lippenstift-Index: Trübt sich die Stimmung ein, verzichten Frauen auf teure Mode und kaufen ersatzweise mehr Lippenstift. Als die Empirie die These widerlegte, kam ersatzweise der Nagellack ins Gespräch. Einzig Alan Greenspan setzte auf Unterhosen von Männern. Aber, wie der Ex-Fed-Chef betonte: Auch sie kaufen oft Frauen für ihre Partner. Verneigung vor weiblicher Weisheit oder subtiler Sexismus? Das wäre bitte noch zu erforschen.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2018)

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