Die Zahlungsmoral hat sich in den letzten Jahren in Österreich nachweislich gebessert. Bei den Inkassofällen besteht ein deutliches Stadt-Land-Gefälle.
Im internationalen Vergleich ist Österreich generell ein Musterschüler hinsichtlich der Zahlungsverlässlichkeit und -geschwindigkeit. Was die Zahlungsdauer betrifft, rangiert Österreich knapp hinter Finnland an zweitbester Stelle und lässt dabei Länder wie Deutschland und die Schweiz klar hinter sich. Liegt der EU Durchschnitt bei 52 Tagen bis zur Zahlung, so werden in Österreich Rechnungen im Schnitt nach 31 Tagen beglichen. Die Länder mit der längsten Zahlungsdauer sind Spanien (97), Italien (96) und Portugal (90) und erstaunlicherweise erst dann Griechenland mit 80 Tagen.
Wie auch in anderen Ländern braucht der Staat für das Bezahlen von Rechnungen am längsten. Im Bereich der Firmenkunden (B2B) zahlen ca. 80 Prozent der heimischen Unternehmen ihre Rechnungen innerhalb des vereinbarten Zeitraums, der bei etwa 24 Tagen liegt. Mit nur fünf Tagen Verzug sind österreichische Firmen Vizeeuropameister in Sachen Zahlungsmoral knapp hinter Deutschland, wo die Firmen durchschnittlich zwei Tage später zahlen. Ausnahme davon bilden Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe ihre Einkaufsmacht (siehe Lebensmittelhandel) ausnutzen und sich mit der Zahlung Zeit lassen.
Wenig Ausfälle bei Kreditrückzahlung
Neben der allgemeinen Zahlungsmoral ist ebenfalls ein Blick auf die Rückzahlungsquote bei Privatkrediten interessant: Knapp ein Drittel aller Ratenkredite hat ein Volumen von mehr als 10.000 Euro. Der Anteil der reibungslos zurückbezahlten Kredite liegt bei 97,5 Prozent weiter auf sehr hohem Niveau. Dagegen werden durchschnittlich nur 2,5 Prozent aller aufgenommenen Ratenkredite auch nach Mahnungseingang nicht vertragsgerecht zurückgezahlt.
Die Ausfallsquote sinkt mit zunehmenden Lebensjahren. Verbraucher bis 24 weisen den höchsten Anteil auf, bei Personen ab 50 Jahren gibt es dagegen die besten Rückzahlungsquoten. Kredite dienen in Österreich vor allem zur Anschaffung eines Autos. Haushaltsgeräte, Renovierungen und Urlaubsreisen sind hingegen nur selten ein Kreditgrund.
Wien mir den meisten Inkassofällen
Im Bundesländervergleich liegt – wie bereits in den vergangenen Jahren – das Burgenland, gefolgt von Tirol und Niederösterreich hinsichtlich der zur Betreibung übergebenen Fälle am besten (die Länder liegen unter dem Österreichschnitt). Das Schlusslicht bildet Wien, wo etwa drei Mal so viele Inkassofälle auftreten als im Burgenland (pro 100 Einwohner).
Männer beim Inkasso mussten rund 1,5 Prozent aller österreichischen Forderungen professionell durch ein Inkassounternehmen betrieben werden. In den Jahren zuvor waren es ca. 1,8 Prozent. Dabei haben Männer haben durchschnittlich um ein Drittel höhere Schulden (500 Euro) als Frauen (300 Euro).
Die Zahl der säumigen Zahler ist stark vom Alter abhängig. Dabei sind die 20 bis 24-Jährigen bei Überschuldungen führend. Das liegt daran, dass das Einkommen bei jungen Menschen vergleichsweise niedrig ist und das Konsumbedürfnis groß. Mit den Jahren sinkt der Anteil der Personen bei Inkassi stark ab. Nur ca. 0,5 Prozent der über 60-Jährigen haben offene Forderungen.
Es deutet einiges darauf hin, dass die Zahlungsverspätungen generell insgesamt noch weniger werden könnten, zumindest wenn es um Rechnungen aus Online-Einkäufen geht. Denn die Anbieter haben die Möglichkeit, vor dem Kaufabschluss die Bonität des Käufers zu prüfen.
Durch das sogenannte Scoring entscheidet sich, ob auf Rechnung gezahlt werden darf oder schon vorab die Summe beglichen werden muss.
(red.)