Café Klimt: Systemgastronomie statt Wiener Kaffeehaus

Nach dem Rien ist nun im ehemaligen Griensteidl das Café Klimt eingezogen.
Nach dem Rien ist nun im ehemaligen Griensteidl das Café Klimt eingezogen.Fabry / Die Presse
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Das neue Café im ehemaligen Griensteidl wirkt wie ein Innenstadtlokal, in dem man testen will, wie weit man im Umgang mit Touristen gehen kann.

"I would like to have that wonderful Wiener Schnitzel!“
„Geh gib eam zehn Deka Polnische in a Wachauer!“
„Yeah, that's really great!“
„Was i eh. Des macht 100. Na, na Schilling net Dollar. Übertreibn woin ma's net.“

Es war 1985, als dieser Dialog zwischen einem US-Touristen und einem Würstelstandbetreiber in Falcos „America“ auftauchte. 33 Jahre später hat Wien nun auch das passende Lokal dazu. Das kürzlich eröffnete Café Klimt wirkt wie der Prototyp eines Innenstadtlokals, in dem getestet werden soll, wie weit man bei Touristen gehen kann.

Der Wal an der Decke ist noch da, und auch der Affe auf der anderen Seite des Cafés erinnert an die Zeit, als hier am Michaelerplatz 2 das „Rien" untergebracht war. Und auch am Eingang erinnern noch Plakate in den Schaukästen an das Vorgängerlokal. Wir erinnern uns, vergangenes Jahr sperrte das Café Griensteidl zu, Mitte August eröffnete darin ein Pop-Up-Hipster-Kaffeehaus als Zwischennutzungsprojekt. Das Lokal mit Designshop war ein Testlabor, das vor allem die einheimische Bevölkerung begeisterte. Mit hoher Qualität, im Haus produzierten Speisen und Veranstaltungen, Konzerten und Lesungen, die das Café vor allem am Abend belebten. Das Lokal zeigte, was an Innovationen alles möglich sein kann - auch in bester Innenstadtlage, wo vor allem Touristenströme vorbeigekarrt werden. Am Ende war da sogar richtiges Bedauern, dass es verschwinden musste. Aber das war von vornherein so geplant.

Das Gegenmodell zum Rien

Und nun? Nun wird eben das Gegenmodell ausprobiert. Wieder als Zwischennutzungsprojekt, diesmal begrenzt bis zum Ende des Jahres. Inhaltlich aber ganz weit weg von dem, was man im Rien geboten bekam. Denn im Café Klimt setzt man auf Systemgastronomie. Die Mehlspeisen werden zugekauft, bei den Speisen gibt es Snacks à la Panini und einen Café Klimt Toast - der wird serviert mit Kartoffelchips, die vorher aus dem Sackerl geholt wurden. (Der Toast kommt übrigens auf 5,80 Euro.)

Der Café Klimt Toast.
Der Café Klimt Toast.Erich Kocina

Man scheint aber zu diesem Konzept zu stehen. Die Kellner tragen T-Shirts mit Klimt-Aufdruck - oder bei größerer Kälte einen schwarzen Kapuzenpulli. Und ein Lokalaugenschein zeigt auch, dass sich offenbar viele Gäste vom Klimt-Schriftzug an den Fenstern in das Lokal locken ließen. Am Rien sah man Touristen auch öfter vorbeigehen, das neue Café scheint den Nerv der internationalen Gäste eher zu treffen. Das wird sich auch im angeschlossenen Shop zeigen - im Rien fand man hier Design, im Klimt sollen hier klassische Wiener Souvenirs verkauft werden. Also Teller, Tassen und sonstige Devotionalien mit Klimt-Aufdruck oder auch Apfelstrudel zum Mitnehmen.

Dass hier zwei unterschiedliche Konzepte auf ihre Akzeptanz und den wirtschaftlichen Erfolg geprüft werden sollen, legt schon ein Blick auf die Betreiber der unterschiedlichen Konzepte nah. Für das Rien wurde vom Hauseigentümer die Konzeptagentur Friendship.is gewonnen, die hier neue Konzepte ausprobieren sollte. Das Café Klimt wiederum wird betrieben vom Busunternehmen Blaguss - die Gruppe betreibt auch den Donauturm, den sie 2015 gekauft hat. Und von dort kommt auch das Personal für das Klimt, weil der Turm gerade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist.

"Hier funktioniert nur Systemgastronomie"

Klar, dass sich die Konzepte unterscheiden. Matthias Felsner von der Konzeptagentur Friendship.is, erzählte im "Presse"-Gespräch, dass man versuchte, „die Jungen in diese Ecke der Innenstadt zu bringen." Man habe ein verbindendes Kaffeehaus geschaffen, in das der Hipster genauso geht wie Touristen oder die Oma, die früher im Griensteidl war. Allerdings: "Wirtschaftlich ist unser Fazit, dass sich das in so einer Lage nicht ausgeht. Hier funktioniert nur Systemgastronomie mit weniger Personal und viel Take-away.“

Genau das ist es auch, was nun im Café Klimt zu finden ist. Auch wenn man offiziell sowohl Wiener als auch Touristen ansprechen will, werden es wohl vor allem Gäste aus dem Ausland sein, die hierher kommen. Und das Konzept könnte auch aufgehen. Ende 2018, wenn der Vertrag mit Blaguss ausläuft, wird man mehr wissen, ob und wie das ehemalige Griensteidl künftig genutzt werden wird. Beim derzeitigen Café bleibt am Ende wieder eine Assoziation zu Falco und "America".

Der "Spiegel" sagte: "Wien ist vorn!"
Wenns der es net waß, wer dann?
Wann da Mr. Smith a Glatzen hat
Verkaufen ma erm an Kamm.

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