Vatikan-Magazin kritisiert Ausbeutung von Nonnen in Heiliger Stadt

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Oft hochgebildete Ordensschwestern müssten kostenlos die Hausarbeit für die Kardinäle, Bischöfe und Priester erledigen, beschreibt eine offizielle Publikation des Kirchenstaates.

Für einen Artikel in einer offiziellen Publikation des Vatikan ist er beachtlich: Die Zeitschrift "Frauen, Kirche, Welt", eine monatliche Beilage der Vatikan-Tageszeitung "Osservatore Romano", verurteilte am Donnerstag die Ausbeutung von Nonnen für billige oder sogar kostenlose Arbeit in der Heiligen Stadt. Männer sollten aufhören, die Nonnen als niedrige Diener zu behandeln, hieß es darin. Der Artikel schildert die Arbeit der Frauen, die die Hausarbeit in dem Kirchenstaat erledigen.

Der Text beruft sich auf mehrere Nonnen und deren Beschreibungen über ihre Tätigkeiten in den Unterkünften der Männer: Sie "wachen im Morgengrauen auf, um Frühstück zuzubereiten und gehen schlafen, sobald das Essen serviert, das Haus in Ordnung und die Wäsche gewaschen und gebügelt ist". Ihr Lohn sei aber "beliebig und oft bescheiden".

Was eine der Nonnen am meisten bestürzte, war, dass die Kardinäle, Bischöfe und Priester sie nur kaum einluden, mit ihnen am Tisch zu essen. Sie müssten oft alleine in der Küche essen, sagte sie. Eine Nonne erzählte von Ordensschwestern mit Universitätsabschlüssen in Theologie, die ohne Begründung zur Hausarbeit oder Tätigkeiten, "die keinen Bezug zu ihrer intellektuellen Ausbildung haben", bestellt wurden.

Johannes Paul II: Haushalt führten fünf polnische Nonnen

In vielen Fällen erhalten die Nonnen kein Gehalt, da sie als Mitglieder religiöser Orden ein Armutsgelübde abgelegt haben. In der Vergangenheit waren die Nonnen, die Posten als Haushälterinnen der Männer erhielten, Einheimische. Jüngst aber stammen immer mehr aus Entwicklungsländern in Afrika und Asien.

Die Schilderungen der Ordensschwestern spiegelten die gesamte Hierarchie in der katholischen Kirche wieder, argumentierte der Artikel. Nur wenige Frauen im Vatikan bekleiden hohe Ämter. Eine davon ist Barbara Jatta, die seit vergangenem Jahr als erste Frau die Vatikanischen Museen leitet.

Anders als seine Vorgänger bezieht Papst Franziskus das Gästehaus im Vatikan: Es wird wie ein Hotel geführt und stellt bezahltes Personal an. Den Haushalt des verstorbenen Johannes Paul II in den päpstlichen Gemächern im Apostolischen Palast hingegen führten fünf polnische Nonnen. Die Hausarbeit in den Räumlichkeiten des früheren Papstes Benedikt, der sein Amt 2013 zurücklegte, erledigten mehrere weibliche Mitglieder der Laienvereinigung Memores Domini.

(APA/Reuters/red.)

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