Politik und Medien

Studie: Zu wenig Raum für Frauen in Medien und Politik

Diese Grafik zeigt: Alle Parteien haben sich 2017 ungefähr gleich wenig um Frauenpolitik gekümmert. Nur 1,16 (bei den Neos) bis 2,18 Prozent (Liste Pilz) ihrer täglichen Arbeit behandelte Frauenanliegen.
Diese Grafik zeigt: Alle Parteien haben sich 2017 ungefähr gleich wenig um Frauenpolitik gekümmert. Nur 1,16 (bei den Neos) bis 2,18 Prozent (Liste Pilz) ihrer täglichen Arbeit behandelte Frauenanliegen. Studie/Abbildung 4
  • Drucken

Die Studie "Frauen Politik Medien" hat sechs österreichische Printmedien, darunter auch "Die Presse", und die sozialen Netzwerke analysiert. Das Ergebnis ist ernüchternd: Frauen und Frauenpolitik sind in Medien und Parteien immer noch häufig Randthema.

Medien berichten immer noch traditionell sehr männlich. Das ist eines der Ergebnisse der Studie "Frauen Politik Medien 2017", die am Freitag präsentiert wurde. Das Marktforschungsunternehmen Media Affairs hat mit Unterstützung der Arbeiterkammer Wien und dem Team des Journalistinnenkongress sechs Tageszeitungen, die bekanntesten österreichischen Akteure in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter und die Arbeit der Parlamentsparteien im Jahr 2017 analysiert, um herauszufinden, wie präsent Frauen und Frauenpolitik in diesem Jahr waren. "Manche Schieflagen und Ungleichheiten halten sich hartnäckig", konstatiert Studienautorin Maria Pernegger, "auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten für Frauen viel verbessert hat.

Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse:

>> Klassische Frauenpolitik bleibt ein politischer und medialer Nebenschauplatz.

>> Medial und politisch erfolgreich bleiben nur "Aufregerthemen" wie das Burka-Verbot, der Po-Grapsch-Paragraf, das Binnen-I oder 2017 vor allem die #Metoo-Debatte.

>> Frauen sind sowohl in der Spitzenpolitik wie auch in den Chefetagen der Medienunternehmen unterrepräsentiert. Daraus folgt, dass Frauen auch in den Massenmedien weniger sichtbar werden. So sind im Schnitt nicht einmal drei von zehn abgebildeten Personen in den analysierten Qualitätsmedien eine Frau. Den geringsten Frauenanteil weist hier der "Kurier" auf, nur 24 Prozent der Bilder zeigen Frauen. Bei "Standard" und "Presse" stehen jeweils 29 Prozent Frauenbilder 71 Prozent Männerbildern gegenüber.

>> Medien zementieren durch ihre Art der Darstellung oft Rollenklischees ein, anstatt sie aufzubrechen.

>> Auf Facebook und Twitter ist der Geschlechterunterschied noch stärker ausgeprägt, weil Frauen diese Kanäle zwar ebenso häufig nutzen wie Männer, aber dort weniger Reichweite generieren. 

>> Die Initiatorinnen der Studie haben einige konkrete Handlungsempfehlungen ausgesprochen. So sollen künftig, frauenpolitische Aspekte in allen Belangen und Ressort mitbedacht werden. In Parteien sollten frauenpolitische Inhalte nicht nur in den Zuständigkeitsberiech des Frauenministerin fallen. Und es sollte damit Schluss sein, jährlich rund um den Internationalen Weltfrauentag am 8. März Fortschritte und Veränderung in der Frauenpolitik anzukündigen und die Themen und Ideen dann wieder zu verräumen.

Die ÖVP hat es 2017 am häufigsten mit frauenpolitischen Themen in die Medien gebracht.
Die ÖVP hat es 2017 am häufigsten mit frauenpolitischen Themen in die Medien gebracht. Abbildung 11 der Studie.

Maria Rauch-Kallat, die Sprecherin des Journalistinnenkongress, formulierte am Freitag bei der Pressekonferenz noch konkretere Forderungen - übrigens in einem Sitzungssaal der Industriellenvereinigung am Schwarzenbergplatz, in dem ausschließlich Männerporträts an der Wand hängen: "Es braucht in den Medien ein realitätsnahes Bild der weiblichen Lebenswelt." Wichtig sei hier, sich um Themen zu bemühen, die die Mehrheit der Frauen in Österreich betrifft. Die Burka sei nur für eine verschwindende Minderheit relevant.

Frauenthemen nicht nur am 8. März

Rauch-Kallat wünscht sich auch, "dass Redaktionen selbstkritisch die Wiedergabe althergebrachter Rollenbilder in ihren Medien überprüfen." Es brauche die positive Darstellung von sogenannten Role-Models ebenso, wie die Würdigung von großartigen Leistungen von Frauen, etwa im Sport. Und zum Schluss sagte sie: "Wir wünschen uns Berichterstattung über Frauenthemen nicht nur in der Woche rund um den 8. März, sondern schlagen vor, bis zu einer geschlechtergerechten Berichterstattung jeweils in der Woche vor dem 8. eines Monats ein Schwerpunktthema Frauen zu behandeln."

((awa))

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.