„Kryptowährungen haben versagt“

Bitcoin stand am Freitag bei rund 11.000 Dollar pro Stück.
Bitcoin stand am Freitag bei rund 11.000 Dollar pro Stück.REUTERS
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Die Notenbanken bleiben in Sachen Bitcoin weiterhin sehr skeptisch. Mark Carney, Chef der Bank of England, wünscht sich Regulierung. Ebenso OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

Wien/London. Der Chef der Bank of England hat nicht viel für Bitcoin und andere Kryptowährungen über. „Als Geld fungieren Kryptowährungen nur für wenige Leute, und auch dann immer parallel zu traditionellen Währungen. Kurz gesagt: Sie haben versagt“, so Carney bei einer Veranstaltung in London am Freitag.

Der Markt für Krypto-Assets würde zudem „klassische Anzeichen einer Bubble“ erkennen lassen. Und die illegalen Einsatzmöglichkeiten von Bitcoin und Co. würden eine Regulierung des Sektors unabdingbar machen. Carney unterstrich aber auch die potenziellen Vorteile der Blockchain-Technologie, die Bitcoin zugrunde liegt, und verwies auf eine Reihe von Einsatzmöglichkeiten.

Bitcoin gibt es erst seit 2009. Die erste und bisher erfolgreichste Kryptowährung, die ohne Banken oder Zentralbanken auskommt, ist im vergangenen Jahr sowohl in Popularität als auch im Preis explodiert. Mitte Dezember hatte Bitcoin kurzfristig einen Höchststand von 20.000 Dollar erreicht und ist dann im Preis wieder gefallen. Am Freitag war ein Bitcoin knapp 11.000 Dollar wert.

Carney sieht derzeit keine Gefahr für den britischen Finanzplatz, die von Bitcoin ausgeht. Vor allem auch deswegen, weil große Banken bisher gar nicht oder nur in extrem geringem Umfang überhaupt in diesem Sektor tätig sind. Aber für Kleinanleger, die den Großteil des Kryptomarktes ausmachen, würde sich eine Reihe von Gefahren auftun, so der Notenbanker.

„Krypto-Assets werfen eine Reihe von Fragen auf. Das inkludiert Konsumentenschutz, die Integrität des Marktes, Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Steuerhinterziehung“, so Carney. Zudem würden Kryptowährungen die Möglichkeit bieten, Kapitalverkehrskontrollen und Sanktionen zu umgehen. Freilich: Kryptofans würden gerade diesen Punkt als Vorteil herausstreichen. Vor allem auch deswegen, weil Bitcoin sich etwa für die Inflations-geplagte Bevölkerung von Venezuela oder Zimbabwe als echte Alternative herausgestellt hat. Auch in China sind Kryptowährungen ein beliebter Weg, dem überwachenden Auge des Regimes zu entgehen.

Schon in zwei Wochen werden sich die Finanzminister und Notenbanker der G20 in Buenos Aires treffen. Bitcoin und Co. werden dort auf ausdrücklichen Wunsch der USA sowie Deutschlands und Frankreichs auf der Agenda stehen. Carney ließ aber durchblicken, dass er nicht an die Formulierung eines globalen Regelwerks für Kryptowährungen glaubt. Die Nationalstaaten würden schon jetzt in unterschiedliche Richtungen gehen.

Nowotny für Regulierung

In Österreich hat sich Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) des Themas angenommen. Er will Bitcoin ähnlich wie Gold regulieren und auch einen Fintech-Regulierungsrat einrichten. Zudem sollen sogenannte Initial Coin Offerings ähnlich wie andere Finanzprodukte einer Prospektpflicht unterworfen werden. Die heimische Bitcoin- und Blockchainindustrie hat die Ideen des Finanzministers begrüßt und hofft auf sinnvolle Regeln und Rechtssicherheit, die dem Standort Österreich und den Konsumenten helfen können.

Nationalbank-Chef Ewald Nowotny, grundsätzlich kein Freund der neuen Geldkonkurrenz aus dem Internet, hat den Vorstoß Lögers am Freitag begrüßt: Kryptowährungen seien „keine Währungen. Es sind sehr spekulative Anlagen und mit hohem Risiko für den Einzelnen verbunden“, sagte Nowotny. Zusätzlich brauche es aber auch eine bessere Finanzbildung der Bevölkerung. „Wer gut Bescheid weiß, trifft auch bessere Entscheidungen.“ (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2018)

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