Erwerbsarbeit. Wissensarbeit. Beziehungsarbeit. Gebärarbeit. Haus-, Subsistenz-, Familien-, Pflegearbeit. Niedriglohn-, Gelegenheits-, Schwarzarbeit. Eine Klärung.
Gibt es überhaupt Menschen, die in unserer heutigen Gesellschaft nicht arbeiten? Gewiss, Schwerbehinderte und Gebrechlichekönnen nicht arbeiten, Krankesind vorübergehend davon befreit. Bei Kindern und Alten sieht es bereits anders aus. Beobachten wir sie doch! Kinder arbeiten eigentlich den ganzen Tag. Sie tun es im Spiel und beim Lernen. Schließen Spiel und Lernen Arbeit aus? Ein Blick auf die Geschichte der Kindheit zeigt deutlich, dass Kinder die längste Zeit arbeitend lernten. Erst seit der Verstaatlichung der Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert gönnt ihnen die Gesellschafteine – nach der sozialen Herkunft abgestufte –Zeitspanne, in der das Lernen von der Notwendigkeit des Broterwerbs befreit ist.
Und alte Menschen? Hört die Arbeit mit der Pensionierung auf? Eine ausreichende finanzielle Absicherung erlaubt ihnen die Muße, und doch ist das Nichtstun die Ausnahme. Wenn sie die Möglichkeit dazu haben, setzen Rentner ihre berufliche Tätigkeit oft – bezahlt oder unbezahlt – fort. Widmen sie sich der Vergnügung, erwandern oder erreisen sie die Welt, gehören sie wohltatsächlich der Gruppe jener an, die nicht arbeiten, denn wir wollen ja den Arbeitsbegriff nicht überstrapazieren: Nicht jedeTätigkeit ist Arbeit. Im gesellschaftlichen Konsensund von Rechts wegen giltes als gerechtfertigt, dass Personen im Rentenalter essen sollen, auch wenn sie nichtmehr im Erwerbsleben stehen. Wenn Pensionisten Familie und Nachbarschaft betreuen oder ehrenamtlich sozial oder politisch aktiv sind, kann es doch aber keinen Zweifel geben, dass es sich dabei um Arbeit handelt. Auch wenn diese Arbeiten aus eigenem Antrieb geleistet werden, unterliegen sie Zwängen und Belastungen, die aus sozialer und familiärer Verpflichtung entstehen.