"Haus des Meeres" muss ohne Riesenmanta auskommen

Bei der Neugestaltung des Flakturms im Esterhazy-Park muss das "Haus des Meeres" Abstriche machen. Ein großer Manta am Dach entfällt ebenso wie bunte Comic-Fische an den Außenmauern.

Der Flakturm im Esterhazy-Park wird umgestaltet, allerdings nicht so, wie es sich das darin befindliche "Haus des Meeres" ursprünglich gewünscht hat: So entfällt ein Dachaufbau in Form eines Mantarochens ebenso wie bunte Fische an den Außenmauern, sagte der Präsident des Trägervereins, Franz Six.

Seit 1958 hat das "Haus des Meeres" seinen Sitz im Flakturm und plant nach einer positiven Abstimmung der Anrainer im Vorjahr die architektonische Erweiterung des Kriegsrelikts. In dem Dachausbau soll unter anderem ein Restaurant samt 130 Quadratmeter großer Terrasse und ein Aquarium mit einer Million Liter Fassungsvermögen untergebracht werden. Zusätzlich soll ein außen montierter Lift die Gäste nach oben bringen. Man rechne mit 2011 als Baubeginn des rund sechs Millionen Euro teuren Projekts, so Six.

Gebaut für den Krieg, Streitobjekte im Frieden: Sechs Flaktürme gibt es in Wien, zwei im Augarten, zwei im Arenbergpark und jeweils einen in der Stiftskaserne sowie im Esterhazypark. Ursprünglich als Standort für Luftabwehrgeschütze gebaut, erfüllen nun drei der Monumente zivile Aufgaben. Allerdings waren die Bauwerke bereits zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung militärisch unbedeutend. Text: APA (c) DiePresse.com (Bernhard Lichtenberger)

Inmitten des Zweiten Weltkriegs wurden die Stahlbetonkolosse nach Plänen des NS-Architekten Friedrich Tamms bis 1944 errichtet. Die Türme treten stets paarweise auf: Auf dem Gefechtsturm befanden sich die Flugabwehrgeschütze, auf dem Leitturm Radar-, Rechen- und Scheinwerfereinrichtungen. (c) Die Presse / FABRY Clemens

Gemessen vom Bodenniveau schwankt die Höhe zwischen 55 Metern beim Gefechtsturm im Augarten und 39 Metern beim Leitturm im Arenbergpark. Allerdings findet sich die jeweils oberste Kante dank unterschiedlicher Bodenniveaus auf der gleichen Seehöhe. (c) Die Presse / Michaela Bruckberger

Zugleich dienten die Giganten als Propaganda-Bauten des NS-Regimes. Nach siegreichem Krieg hätten die Flaktürme mit schwarzem Marmor verkleidet als Denkmäler für die deutschen Soldaten dienen sollen. (c) Die Presse / Michaela Bruckberger

Ihr militärischer Nutzen war allerdings bereits bei Fertigstellung fraglich, weil die Bomber der Alliierten inzwischen so hoch flogen, dass sie mit der Flak kaum mehr erreichbar waren. Umso mehr gewannen die Türme als Luftschutzbauten an Bedeutung, verfügten sie doch über bis zu sieben Meter dicke Mauern und eine autarke Strom- und Trinkwasserversorgung. (c) Die Presse / FABRY Clemens

Die dicken Mauern schützten die Bauten auch nach 1945 vor einem Abriss, zumal die Sprengung im dichtverbauten Gebiet unmöglich schien. Mittlerweile stehen die Türme unter Denkmalschutz und sollen laut einer Studie der Stadt aus dem Jahr 2002 ihren Charakter als Mahnmale behalten. Aus diesem Grunde sind Änderungen des äußeren Erscheinungsbildes unerwünscht. (c) Die Presse / FABRY Clemens

Genau darüber gibt es allerdings immer wieder Diskussionen. Beim Esterhazy-Turm, der seit 1958 vom "Haus des Meeres" als Zoo genutzt wird, gibt es mittlerweile zwei Glasvorbauten, einen Klettergarten und im Keller ein Foltermuseum. Nach einem positiven Anrainervotum plant der Zoo nun einen zweigeschoßigen Dachausbau samt Restaurant und eine bunte Verkleidung der Fassade an zwei Seiten. Außerdem verhandelt man mit der Stadt über einen Kauf des Kriegsrelikts. (c) Die Presse / Clemens Fabry

Im Arenbergpark in Wien-Landstraße wird einer der Türme vom Museum für Angewandte Kunst als Depot verwendet. MAK-Direktor Peter Noever will das Projekt "Contemporary Art Tower" mit Studios und Ausstellungsflächen samt Dachausbau und Aufzugsturm erweitern, was bisher auf Widerstand bei Anrainern und Bezirksvorstehung trifft. (c) Die Presse / FABRY Clemens

Für das zweite Gebäude, den Leitturm, verhandelt die Stadt derzeit mit einem potenziellen Investor, der dort ein Datencenter errichten möchte. Der Plan stößt bei Grünen und Denkmalschützern auf Ablehnung. (c) APA/MARTIN FICHTER (MARTIN FICHTER)

Lange Jahre bemühte sich auch im Augarten eine Firma darum, einen der leerstehenden Flaktürme in ein Datenlager umzuwandeln, scheiterte jedoch an Stadt und Denkmalamt. 2006 mussten dem dortigen Bau schließlich zwei der "Ohrwascheln" abgenommen werden, weil der Beton bröckelte. Schuld ist eine Explosion im Inneren im Jahr 1946. (c) APA (ROLAND SCHLAGER)

Verborgen bleibt hingegen das Treiben im Turm in der Stiftskaserne hinter dem Museumsquartier: Das NS-Relikt wird vom "Kommando Führungsunterstützung" des Bundesheeres genutzt. Im Kriegs- oder Katastrophenfall ist es möglich, die Regierung vom Ballhausplatz und aus dem Parlament unterirdisch in den Bunker zu schleusen. (c) Die Presse / FABRY Clemens

Ein Teil davon ist auch die bunte Fassadengestaltung zweier Seiten des Turms, die nun ohne Comicfische auskommen soll. Eine blaue Plattenverschalung in Form von Luftblasen soll die Gefahr durch abbröckelnde Betonstückchen beseitigen.

Neuer Besitzer des Flakturms?

Neben der Neugestaltung wird derzeit auch ein weiterer Punkt verhandelt: Die künftigen Besitzverhältnisse des Bau, der momentan der Stadt gehört. "Es spricht grundsätzlich nichts dagegen", unterstrich man im Büro des zuständigen Stadtrats Michael Ludwig (SPÖ) die Bereitschaft zum Verkauf an das "Haus des Meeres". Allerdings müssten einige Punkte abgeklärt werden, etwa, dass der Park in jedem Falle offen und die künstlerische Bemalung durch Lawrence Weiner im oberen Bereich erhalten bleibe. Hintergrund der Gespräche dürften vor allem die hohen Erhaltungskosten des Baus sein, für die derzeit der Steuerzahler aufkommt. Die Zeit dränge allerdings nicht, stellt man im Ludwig-Ressort klar. Optimistischer ist man da im "Haus des Meeres". "Im Februar könnten wir noch zu einer Lösung kommen", so Six.

(APA)