Reaktionen: "Ein bisschen fade Zapfen sind sie schon die Kärntner"

Heute sei ein großartiger Tag, kommentiert SPÖ-Chef Christian Kern den Wahlsieg der Landespartei in Kärnten. Landeshauptmann Peter Kaiser habe einen "fantastischen Erfolg" erzielt. Doch Kern kann sich eine Querspitze auf die Regierung nicht verkneifen: Die Probleme von FPÖ und ÖVP hätten sich in dem Ergebnis auf Landesebene niedergeschlagen.

"Großartig", zeigte sich Peter Kaiser in einer ersten Reaktion im Siegestaumel. In der Koalitionsfrage lässt er am Sonntag noch alles offen. "Wir werden sehr nüchtern analysieren". Ausgeschlossen sei nichts - als auch nicht Rot-Blau.

FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache wirbt bereits für eine Regierungsbeteiligung seiner Partei in Kärnten. Das Ergebnis "sei ein klares Zeichen, dieses Land mitzuregieren". Die FPÖ-Kärnten freue sich auf Gespräche auf Augenhöhe zum Wohle Kärntens und seiner Bürger, so Strache. "Erfreut" zeigte er sich außerdem über das Ausscheiden der Grünen aus dem Landtag: "Deutlich ist zu erkennen, dass die Grünen mit ihrer Zwangs- und Verbotspolitik in Österreich abgewählt wurden und werden."

Auch FPÖ-Spitzenkandidat Gernot Darmann bringt sich bereits als Regierungspartner in Position. "Für mich ist klar, dass die SPÖ alleine nicht die Vorherrschaft in diesem Land hat", meint er. "Wir Freiheitliche wollen Verantwortung übernehmen - ich freue mich auf konstruktive Gespräche", legt er nach. Völlig zufrieden mit dem Wahlergebnis ist er allerdings nicht: "Natürlich erwartet man sich immer etwas mehr."

Der Sebastian-Kurz-Effekt tritt bei den Kärntner Landtagswahlen für die ÖVP nicht ein. Der Kanzler und ÖVP-Chef findet dennoch positive Worte: Gratulation "zum Zugewinn an Stimmen und Mandaten im für die ÖVP traditionell schwierigen Bundesland Kärnten". Und: "Die ÖVP hat seit 2009 knapp zehn Jahre lang immer ein Minus vor dem Wahlergebnis bei Landtagswahlen gehabt. Nach dem Halten der Absoluten in Niederösterreich und dem tollen Erfolg in Tirol gibt es jetzt auch ein Plus in Kärnten. Wir blicken daher optimistisch auf die kommende Landtagswahl in Salzburg am 22. April."

Auch ÖVP-Spitzenkandidat Benger gibt sich trotz der schwachen Zuwächse zufrieden: "Es ist ein schöner Tag für die Kärntner Volkspartei", meint er. Es sei zwar nur ein kleines Plus, aber ein Plus.

"Wir haben alle Steine wegräumen müssen", analysiert Team-Kärnten-Frontmann Gerhard Köfer. Für Neos und Grüne tue es ihm Leid. Auch er lugt auf eine Regierungsbeteiligung mit den Roten - die er einst verlassen hat: "Ich schließe nichts aus."

Die Grünen sind nach 14 Jahren nicht mehr im Kärntner Landtag - entsprechend schockiert die Reaktion in der Parteizentrale. "Die Ergebnisse sind natürlich bitter", räumt der grüne Bundessprecher Werner Kogler ein. "Hier sind schwere Fehler passiert, dafür sollte man sich eigentlich auch entschuldigen." Angesprochen auf den Wechsel von Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig zum Glücksspielkonzern Novomatic, meint Kogler: "Viel g'holfen hat es nicht."

Auch Rolf Holub sieht die Entscheidung Glawischnigs als Mitgrund für das grüne Debakel: "Man sieht ja, was für Zufälle kurz vor einer Wahl passieren." Man werde in den Gremien beraten, wie es weitergeht.

"Ein bisschen fade Zapfen sind sie schon die Kärntner. Die Stimmung war nicht nach Wechsel", kommentiert Neos-Chef Matthias Strolz die verpatzte Premiere seiner Partei in Kärnten mürrisch. Die alten Kräfte seien nicht abgewählt worden.

"Wäre ich routinierter in der Politik, dann würde ich sagen, dass wir vor einigen Monaten null Prozent hatten, nun 7000 Stimmen mehr", zeigt sich Neos-Spitzenkandidat Unterdorfer-Morgenstern etwas optimistischer. "Ich nehme das aber auf meine Verantwortung." Er werde versuchen, sich dennoch weiter einzubringen. Fazit: "Das zarte Pflänzchen Neos muss man gießen, aber keinesfalls ausreißen."