Die Märkte reagieren ohne Panik auf den Durchmarsch der Populisten und Rechtsaußen-Parteien. Aber die Wahlversprechen der Sieger verheißen gar nichts Gutes.
Es ist ein Ergebnis, mit dem auch die Investoren auf den Finanzmärkten so nicht gerechnet haben. Ja, eine Hängepartie bei der Regierungsbildung in Italien hatten alle erwartet, das politische Patt ist eingepreist. Aber dass die populistische Fünf-Sterne-Bewegung fast ein Drittel der Stimmen erobert und die immer mehr an den rechten Rand abdriftende Lega Nord stärkste Kraft in Berlusconis „Mitte“-Rechts-Bündnis wird, hat doch überrascht. Nur ist die Panik ausgeblieben: Die Mailänder Börse verlor nur 1,2 Prozent, die Anleihekurse gaben bloß leicht nach. Warum? Zunächst einmal überwog die Erleichterung darüber, dass nun in Berlin nach dem Mitgliederentscheid der SPD die Neuauflage der Großen Koalition in trockenen Tüchern ist. Das Worst-Case-Szenario für das vergangene Wochenende, ein Doppelschlag gegen die Stabilität in Europa, blieb damit aus. Das Problem scheint auf Italien begrenzt.
Das größte potenzielle Risiko bleibt dabei vorerst niedrig: ein Euro-Austrittsreferendum. Diese gefährlichste Waffe, die Cinque Stelle und Lega im Köcher haben, dürften sie auf die Schnelle nicht zücken. Auch wenn Lega-Chef Matteo Salvini auf seine Wahlplakate „Sklaven Europas, nein danke“ schreiben ließ, könnte er einen „Sklavenaufstand“ gegen Brüssel in einer Koalition mit Berlusconis Forza Italia nicht durchbringen. Die Bewegung von Beppe Grillo hat ihre europafeindliche Polemik im Wahlkampf deutlich abgeschwächt und gibt sich im Vergleich zu früher geradezu staatstragend.