TV-Infos vor Wahlschluss waren zulässig

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Ein Erkenntnis des VfGH verbietet Exit Polls nicht.

Wien. Seit der Aufhebung der Hofburgwahl im Jahr 2016 ist man in Österreich bemüht, es mit den Wahlgesetzen genau zu nehmen. Doch zwei Vorkommnisse rund um die Kärntner Landtagswahl führten zur Frage: Ja, dürfen sie denn das?

Um 16 Uhr war am Sonntag Wahlschluss an den Kärntner Urnen, noch bis 17 Uhr konnten aber Wahlkarten abgegeben werden. Schon vor 17 Uhr verriet der TV-Sender Oe24 auf Exit Polls (also auf Wählerbefragungen) fußende Ergebnisse.

Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hatte im Erkenntnis zur Hofburgwahl erklärt, dass die Behörden nicht vor Wahlende Ergebnisse an Medien weitergeben dürfen. Wie ist das nun, wenn Medien trotzdem vorzeitig Infos verraten? „Der Private kann davon nicht umfasst sein“, sagt Verfassungsjurist Heinz Mayer über die vom VfGH aufgestellten Regeln für Behörden. Wenn Medien über nichtamtliche Quellen Informationen bekommen, dürften sie diese auch veröffentlichen.

Verbotenes Foto

Klargestellt wurde nach dem VfGH-Erkenntnis auch, dass sich Politiker nicht von Fotografen ins Wahllokal begleiten lassen dürfen. FPÖ-Kandidat Gernot Darmann ließ sich in Kärnten aber bei der Stimmabgabe fotografieren. Das sei zwar die „Verletzung einer Ordnungsvorschrift“, aber kein Grund für eine Wahlanfechtung, meint Verfassungsjurist Bernd-Christian Funk. Wenn man den VfGH streng beim Wort nehme, wäre eine erfolgreiche Wahlanfechtung denkbar, wenn dieser Verstoß bei so vielen Leuten passiert, dass das Ergebnis beeinflusst werden könnte, analysiert Mayer.
Der einzelne Verstoß bei Darmanns Stimmabgabe bleibt aber ohne Folge. (aich)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Spitzenkandidat Rolf Holub überlegt eine „ehrenamtliche“ grüne Zukunft.
Kärnten-Wahl

Rolf Holub – von der grauen Eminenz zum grünen Opfer

Lange waren sie im Abseits, erst vor 14 Jahren gelang der Sprung in Kärntens Landtag. Nun müssen die Grünen ausziehen, 18 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Die Gründe des Debakels? Machtspiele, fehlende Krisenkommunikation – und ein beharrlich schweigender Spitzenkandidat.
Gefeierter Wahlsieger: Kärntens Landeshauptmann, Peter Kaiser (SPÖ).
Kärnten-Wahl

Kärnten: Nichts geht ohne die SPÖ

Die Briefwähler brachten den Sozialdemokraten das 18. Mandat. Eine Regierung ohne SPÖ ist nun nicht mehr möglich. Jetzt beginnen die Koalitionsverhandlungen.
Wahlfeier der SPÖ: Landeshauptmann Peter Kaiser geht als strahlender Sieger aus der Kärnten-Wahl hervor, ein Gratulant ist SPÖ-Chef Christian Kern
Kärnten-Wahl

Kärnten-Wahl: Briefwahl-Auswertung brachte SPÖ das 18. Mandat

Die ÖVP verlor den siebenten Sitz im Landtag wieder, die FPÖ blieb bei neun Mandaten und das Team Kärnten bei drei.
Archivbild: Wiens künftiger Bürgermeister Michael Ludwig
Wien

Kärnten und Wien: Wie viel Peter Kaiser steckt in Michael Ludwig?

Der eine wurde (wieder) Landeshauptmann, der andere wird es in Kürze. Kärntens Peter Kaiser und Wiens Michael Ludwig stehen für einen neuen, pragmatischen Stil in der SPÖ.
Meinung

Wie Peter Kaiser sich selbst das Leben schwer macht

In Kärnten beginnt nun die schwierige Suche nach einem Koalitionspartner - das hätte so nicht sein müssen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.