Dass nun ausgerechnet Erdnussbutter mit Sanktionen versehen werden soll, wirkt wie ein Rachezoll mit viel Symbolik.
Haben Sie ein Glas Erdnussbutter zu Hause? Oder doch eher Nutella? Während das Nahrungsmittel zum amerikanischen Alltag gehört, spielt es keine große Rolle am europäischen Frühstückstisch. In der Nachkriegsgeschichte prägte es eine ganze Generation.
Die Freiheit klang wie Elvis Presley und schmeckte nach Erdnussbutter. Wer die Nachkriegszeit als Kind erlebt hat, erzählt Dinge wie diese. 40.000 Kalorien hatte ein Care-Paket und rund 100 Millionen Stück der Hilfspakete wurden im hungernden Nachkriegseuropa verteilt, allein 1 Million davon ab 1946 in Österreich. Wien galt als die hungrigste Großstadt Europas; ein erwachsener Mensch kam auf durchschnittlich 980 Kalorien pro Tag. Die spontan ins Leben gerufene US-Hilfsaktion linderte nicht nur den Hunger, sie brachte auch exotischen Geschmack in eine bittere Zeit. Neben gesalzener Butter sorgte vor allem die Erdnussbutter für eine Geschmackssensation. Nicht nur wegen Elvis Presley und seiner lebenslangen unstillbaren Leidenschaft für Peanutbutter (mit Bananen) wurde die Kalorienbombe zum Inbegriff für amerikanischen Geschmack und Lebensstil.
Mittlerweile denkt man bei Erdnussbutter mehr an Satay-Spießchen denn an Elvis. Und bei Peanuts an die Comicfiguren rund um Charlie Brown oder auch an die vielen englischen Sprachwendungen, von „to pay peanuts“ bis hin zu „to work for peanuts“. „Peanuts“ steht für Kleinigkeiten, für einen Klacks. Und die „peanut gallery“ ging in den Sprachgebrauch ein – als Synonym für ein lärmendes Publikum. Denn so hießen die obersten, billigsten Plätze auf dem Rang im Theater. Dort saßen jene ungezogenen Leute, die Erdnüsse auf Schauspieler warfen, die nicht entsprachen. Ruhe auf den billigen Plätzen, heißt es hier. „Enough from the peanut gallery!“, over there. Wer wirft nun als nächstes was auf wen?