Wirtschaftspaket: Der Standort Österreich soll wieder glänzen

Wirtschaftsministerin Schramböck, Kanzler Kurz und Infrastrukturminister Hofer wollen der Wirtschaft künftig Vorrang geben.
Wirtschaftsministerin Schramböck, Kanzler Kurz und Infrastrukturminister Hofer wollen der Wirtschaft künftig Vorrang geben.APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Das Wirtschaftspaket der Regierung bringt viele „Solls“, aber noch wenig Konkretes.

Wien. Sebastian Kurz weiß, was er seinen Unterstützern aus der Wirtschaft schuldig ist. So beginnt er das Pressefoyer nach dem Ministerrat mit einem Eingeständnis, das diese besonders gern hören: „Die Politik kann keine Jobs schaffen. Nur Unternehmen schaffen Jobs.“ Und seine Aufgabe sei es, ihnen dabei nicht allzu viele Prügel in den Weg zu legen.

Gelingen soll das mit einem Maßnahmenbündel zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Die Eckpunkte des Wirtschaftspakets waren bekannt („Die Presse“ berichtete ausführlich). Am kritischsten beäugt wurde dabei das Vorhaben, Wirtschaft und Beschäftigung als Staatsziel in den Verfassungsrang zu heben. Damit sollen lediglich strittige Infrastrukturprojekte, wie etwa die dritte Piste am Flughafen Schwechat, durchgeboxt werden, kritisierten Umweltschützer. „Ich sehe das überhaupt nicht im Widerspruch zum Umweltschutz“, konterte der Kanzler. Es sei die ureigenste Aufgabe der Politik, einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen zu finden. Um das Gesetz verabschieden zu können, braucht die Regierung eine Zweidrittelmehrheit, also die Stimmen von SPÖ oder Neos.

Kommt 12-Stunden-Tag heuer?

Zudem soll ein Standort-Entwicklungsgesetz erarbeitet, Umweltverträglichkeitsprüfungen sollen verkürzt und die Strafen gegen Unternehmen reduziert werden. Der Zwölf-Stunden-Tag findet sich zwar nicht im Paket, soll aber laut Kurz vielleicht noch heuer kommen. Und natürlich sollen auch die Steuern (etwa die Körperschaftssteuer) und Lohnnebenkosten für Unternehmen bis 2020 sinken.

Genehmigungen streichen

Viele „Solls“ also, die der österreichischen Wirtschaft für ihren Weg raus aus dem europäischen Mittelfeld in Aussicht gestellt werden. Wirklich konkrete Beschlüsse finden sich im „großen Wirtschaftspaket“ allerdings kaum. Das Regierungsabkommen müsse eben „Schritt für Schritt“ abgearbeitet werden, sagt Kurz. Und ein paar Beschlüsse gab es ja doch.

Schnelle Wirkung wird etwa die Abschaffung einer ganzen Reihe an Genehmigungen für Unternehmen zeigen. So brauchen etwa Einzelhändler und Beherbergungsbetriebe mit weniger als 600 Quadratmetern Fläche künftig keine Betriebsanlagengenehmigung mehr. Auch Händler, die etwa in Flughäfen, an Bahnhöfen oder in Shoppingzentren eingemietet sind, werden befreit. Davon seien immerhin 18.000 Unternehmen im Land betroffen, bis zu 1000 Genehmigungsverfahren im Jahr würden auf einen Schlag wegfallen, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Nachsatz: „Das kostet uns nichts.“

Den Fachkräftemangel will die Regierung mit einer breit angelegten Lehrlingsoffensive lindern. Elf neue Lehrberufe werden geschaffen, zahlreiche andere digitalisiert. Die Lehre mit Matura wird speziell gefördert. Und um das Ansehen der Lehrberufe zu heben, wird der Meister künftig einem Bachelor von der Universität gleichgestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Finanzminister Hartwig Löger
Innenpolitik

Kritik an Regierung gelöscht

Das Finanzministerium zog eine kritische Stellungnahme zur Verankerung des Staatsziels Wirtschaftswachstum wieder zurück.
MINISTERRAT: LOeGER
Österreich

Überraschende Wende beim Staatsziel Wirtschaftsstandort

Das Finanzministerium hat eine kritische Stellungnahme wenige Stunden vor Ablauf der Begutachtungsfrist zurückgezogen.
Österreich

Wirtschaftsministerin Schramböck gegen Veröffentlichen der Gehälter

Die Wirtschaft als Staatsziel in der Verfassung zu verankern, werde mit Hilfe von SPÖ oder Neos gelingen, zeigt sich die Wirtschaftsministerin optimistisch.
Österreich

"Haben vieles in Verfassung, wieso dann nicht etwas, das Arbeitsplätze sichert?“

Georg Kapsch, Präsident der Industriellen-Vereinigung, begrüßt es, die Wirtschaft zum Staatsziel im Verfassungsrang zu machen. Große Themen fehlen ihm aber noch.
Am Mittwoch präsentiert die Regierungsspitze (hier bei einem Firmenbesuch am Dienstag) ihre Standortoffensive. Wie komplex die Problematik ist, zeigen Erfahrungen heimischer Manager.
Österreich

Woran der Standort Österreich wirklich krankt

Die Regierung will den Standort stärken und Wachstum als Ziel in die Verfassung schreiben. Die Firmen leiden aber an anderem – wie zu viel Bürokratie.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.