Puls4: Die SPÖ-Quotenfrau im Argumentationsdilemma

Häufig stehen bei Frauenthemen linke Positionen im Vordergrund, diesmal dominierten eher die rechten - mit einigen Anschuldigungen.
Häufig stehen bei Frauenthemen linke Positionen im Vordergrund, diesmal dominierten eher die rechten - mit einigen Anschuldigungen.(c) Screenshot
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Bei "Pro & Contra" brachte am Mittwoch die junge FPÖ-Generalsekretärin Svazek die SPÖ-Frauenvorsitzende Heinisch-Hosek ins Schwitzen.

Weltfrauentag, Frauenvolksbegehren: Dass Puls4 am Mittwoch eine Diskussion zum "Feminismus von heute" aufs Programm setzte, war keine Überraschung. Weniger erwartbar sind die Frauenpositionen von rechts, die die gestandene SPÖ-Frauenpolitikerin Gabriele Heinisch-Hosek zu unbedachten Äußerungen verleiten. Die Frage hinter der Sendung: Muss für Frauenrechte in Österreich noch viel kämpferischer vorgegangen werden? Oder geht der Feminismus in eine ganz falsche Richtung?

Zu Gast bei "Pro & Contra" sind vier Frauen; zwei wollen den Feminismus weiter vorantreiben. Zwei sprechen sich klar dagegen aus, wie sich der Feminismus entwickelt hat. Wobei: Heinisch-Hosek und Lena Jäger in einen Topf zu werfen wäre ein Fehler. Denn während die Frauenvorsitzende der SPÖ den Fokus auf Quoten und berufstätige Frauen legt, will die Projektleiterin des neuen Frauenvolksbegehrens das Thema durchaus breiter sehen - und Frauen keine Rolle aufdrängen.

Ob der "aktuelle" Feminismus (den wohl jeder anders definiert) nur eine Gruppe von Frauen repräsentiert, ist auch der große Streitpunkt bei der Diskussion. Denn, wie die erst 25-jährige FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek sagt: "Es wird im 21. Jahrhundert niemanden geben, der bezweifelt, dass es die Gleichstellung von Mann und Frau geben soll." Mit dem "Feminismus der heutigen Zeit" sei das aber eine andere Sache, damit habe sie ein Problem. Denn er würde Frauen in dem Glauben lassen, dass "wir alle Entrechtete und Geknechtete" seien.

"Vielleicht ist sie auch einfach eine blöde Kuh"

Auch die deutsche Autorin Birgit Kelle mag das F-Wort nicht. Damit würde man immer gleich bestimmte Forderungen verbinden, etwa, dass Frauen möglichst viel außer Haus arbeiten sollten. Frauen, die lange und ausschließlich die Kindererziehung übernehmen, würde man allein lassen. Manches Statement von Kelle ist durchaus verzichtbar. Etwa: "Ich finde es manchmal ein bisschen bequem, wenn Frauen sich darauf ausruhen, dass sie sagen, 'ich hab den Job ja nur deswegen nicht bekommen, weil ich eine Frau bin.' Vielleicht ist sie auch einfach eine blöde Kuh oder unqualifiziert." Aber der Vorwurf, Frauenpolitik und Feminismus würden jene im Regen stehen lassen, die mehr als nur ein, zwei Jahre die volle Kindererziehung übernehmen wollen, bringt Heinisch-Hosek durchaus ins Schwitzen. Und zeigt damit seine Berechtigung auf.

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Von Svazek und Kelle unter Druck gesetzt bringt Heinisch-Hosek ein etwas irritierendes Argument: Sie spricht von "armen Kindern, die vielleicht bis zum vierten Lebensjahr nur ihre Eltern zuhause haben. Die tun mir ja heute schon leid."

Die Entgegnung fällt Kelle nicht schwer: "Genau diese Einstellung ist das Problem. Dass man inzwischen so tut, als sei das ein Schaden für Kinder, dass sie bei ihren eigenen Eltern groß werden. Es ist eine enorme Dagradierung einer Leistung von Frauen." In allen anderen Bereichen, in denen Frauen degradiert würden, gäbe es einen Aufschrei, sagt Kelle. Wenn es aber um Mütter ginge, seien Feministinnen sofort "im Schützengraben."

"Sie sind keine Feministinnen, sondern Egoistinnen"

Es spießt sich natürlich auch an der Quotenfrage. Heinisch-Hosek: "Diese Männer, die sich am Golfplatz, beim Jagen ausmachen, wer ihnen nachfolgt und welche Männer in Aufsichtsräten positioniert werden - da bin ich allemal stolz, dass es Quotenfrauen gibt". Auch sie kam als Quotenfrau nach oben, wie sie bei anderen Gelegenheiten oft sagte. Und sie sei stolz darauf.

Da setzt Svazek ein: "Sie sind eine Quotenfrau, ich bin keine Quotenfrau. Sie sind stolz darauf, ich wäre nicht stolz darauf. Sie thematisieren ein Problem des Feminismus: Sie sind keine Feministinnen, sondern Egoistinnen. Weil: Wem hilft denn diese Quote? Einer Hand voll Frauen, die eh schon oben angekommen sind. Aber einer Mutter hilft sie nicht beim Jobeinstieg."

Die Taktik der jungen FPÖ-Politikerin ist daher eine völlig andere. Sie will die Welt nicht verändern, sondern sich darin zurechtfinden. Wenn sich Männer die wichtigen Dinge bei einem Bier ausmachen, dann müsse man sich eben dazusetzen. Man könne den Männern die eigenen Standpunkte schon klarmachen. In dieser Biertisch-Situation sieht sie eher ein anderes Problem: Leider hätten viele Feministinnen den Ruf der Frauen versaut.

Also, so könnte man folgern: Es ist die Schuld der Frauen, wenn Männer sie nicht in den inneren Kreis lassen. Wenn Svazek vorher ihrer Kontrahentin Einseitigkeit vorwarf, müsste sie sich diese Kritik hier aber selbst gefallen lassen.

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