Geldpolitik: "Schafft die Notenbanken ab"

US-Notenbank Federal Reserve
US-Notenbank Federal Reserve(c) AP (Charles Dharapak)
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"Notenbanken erschaffen Geld aus dem Nichts und verteilen es an Investmentbanken, die es möglichst rentabel anlegen", sagt ein Gold-Experte. Er steht mit seiner Kritik nicht alleine da.

In Washington kämpft der Republikaner Ron Paul schon lange gegen seinen Lieblingsfeind: Die US-Notenbank. In seinem Buch "End the Fed" spricht er sich für die Abschaffung der Institution aus. Die Fed habe ohne direkte Parlamentskontrolle zur Rettung "ihrer Freunde von der Wall Street" Geld in die Banken gepumpt. "Selbst die CIA ist dem Parlament zu mehr Rechenschaft verpflichtet", schreibt er in seinem Buch. Nun spricht sich auch der deutsche Goldmarkt-Experte Martin Siegel für diesen radikalen Schritt aus.

"Man kann Notenbanken auch abschaffen"

Er hält Notenbanken für überflüssig. Ihre Politik des billigen Geldes führe zum nächsten Crash, warnt er. "Dieses Problem gäbe es nicht, wenn es die Notenbanken nicht geben würde", sagt Siegel im Interview mit dem "Handelsblatt".

"Wer Notenbanken einführt, kann sie auch wieder abschaffen - so einfach ist das", meint Siegel. Er preist die Goldpreisbindung: "Bis 1914 war das Geld an Gold gebunden und die Industriestaaten verzeichneten zuvor über ein ganzes Jahrhundert ein starkes inflationsfreies Wirtschaftswachstum ohne jede Staatsverschuldung".

"Am Ende gewinnt immer die Bank"

Siegel stellt den volkswirtschaftlichen Sinn der Notenbanken in Frage. "Vereinfacht erschaffen sie Geld aus dem Nichts, verteilen es dann praktisch zum Nulltarif an die Investmentbanken, die es dann möglichst rentabel anlegen und das große Geschäft machen. Bei dem Supermarkt um die Ecke, bei dem kleinen Mittelständler oder Werkzeugfabrikanten kommt von all dem Geld nur wenig an", sagt Siegel.

Gäbe es keine Notenbanken, würde auch das Geschäftsmodell der Investmentbanken wanken. "Woher käme denn dann das viele billige Geld, mit dem die Banken ihre Spekulationen bezahlen könnten?", fragt Siegel. Sein Schluss: "Am Ende gewinnt immer die (Investment)Bank, wie es so schön heißt. Würde man die Notenbanken abschaffen, hätten Goldman Sachs und all die anderen ein Problem. Sie müssten sich auf ihre eigentlichen Aufgaben beschränken, nämlich die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen".

Prominente Unterstützung

Auch der legendäre Rohstoff-Investor Jim Rogers fordert die Abschaffung der US-Notenbank. Diese sei unnütz und sogar schädlich, sagte er in einem Interview mit Yahoo Finance: "Wir brauchen die Fed nicht. Sie ist verantwortlich für miserable Lebensverhältnisse. Die Fed druckt Unmengen von Geld, wofür wir irgendwann einmal werden bezahlten müssen. Die Fed verleiht gigantische Geldbeträge auf ihr eigenes Konto. Diese Zahlen sind derart erschütternd, dass es dadurch in nicht all zu langer Zeit zu entsprechenden Auswirkungen kommen wird."

Ein Blick auf die Geschichte zeige klar, dass eine Auflösung der Zentralbank überhaupt kein Weltuntergang ist, denn in den USA gab es bereits vor der Fed zwei andere Zentralbanken, welche jeweils abgeschafft wurden.

(phu)

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