Rimsevics nahm wegen des Ausreiseverbots nicht an EZB-Sitzung teil. Die Europäische Zentralbank hat den EuGH angerufen.
Der Druck auf Ilmars Rimsevics nimmt zu. In der Korruptionsaffäre um Lettlands Zentralbankchef hat das Parlament in Riga den Währungshüter des baltischen Euro-Landes zum Rücktritt aufgefordert. In der Volksvertretung Saeima stimmte am Donnerstag eine Mehrheit der Abgeordneten für eine entsprechende Entschließung, die allerdings keinen bindenden Charakter hat.
Nach lettischem Recht kann der vom Parlament für sechs Jahre ernannte Zentralbankchef nur nach einer Rücktrittserklärung oder bei schweren Verfehlungen vorzeitig entlassen werden. Die Schuld muss dabei von einem Gericht in einem rechtskräftigen Urteil festgestellt worden sein.
Rimsevics weist Vorwürfe zurück
Rimsevics bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer eines Komplotts lettischer Geschäftsbanken. Trotz Rücktrittsforderungen will der in den USA ausgebildete Ökonom im Amt bleiben. "Die Saeima-Entschließung kann als dokumentierter politischer Druck auf Rimsevics und die Europäische Zentralbank angesehen werden", ließ der Zentralbankchef über seinen Anwalt mitteilen.
An einer Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt nahm Rimsevics nach Angaben der Lettischen Zentralbank nicht teil. In seiner Abwesenheit übernimmt die stellvertretende Notenbankchefin Zoja Razmusa die Amtsgeschäfte.
EZB schaltet EuGH ein
Indes schaltet die EZB den Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein. Die von den Behörden des baltischen Landes ergriffenen Maßnahmen sollen auf EU-Recht hin überprüft werden, wie EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag zur Affäre um Rimsevics mitteilte. Dabei solle auch geklärt werden, inwieweit die gegen den Notenbankchef eingeleiteten Schritte die "Folge einer Abberufung vom Amt" gehabt hätten.
Rimsevics war im Februar vorübergehend festgenommen worden. Der 52-Jährige soll der Anti-Korruptionsbehörde KNAB zufolge mindestens 100.000 Euro Bestechungsgeld verlangt und angenommen haben. Nach Hinterlegung einer Kaution kam der dienstälteste Zentralbankchef der Eurozone vorerst auf freien Fuß, darf Lettland aber nicht verlassen. Auch wurde ihm ein Amtsausübungsverbot auferlegt.
Rimsevics steht seit 2001 an der Spitze der Zentralbank. Seit dem Euro-Beitritt Lettlands 2014 gehört er auch dem Rat der EZB an. Die EZB wollte sich bisher nicht zu dem Fall äußern.
(APA/dpa)