Abgeschrieben? Mit diesem Vorwurf mussten sich bereits viele Autoren auseinandersetzen. Einige Fälle aus den vergangenen Jahrzehnten.
Schon mehrfach sahen sich Schriftsteller in Deutschland mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Einige Fälle aus den vergangenen Jahrzehnten
Der Krimi-Bestseller "Tannöd" von Andrea Maria Schenkel ist kein Plagiat. Das Oberlandesgericht München wies im November 2009 die Klage des Sachbuchautors Peter Leuschner gegen die Schriftstellerin ab. Dieser hatte behauptet, Schenkel habe aus seinem Sachbuch "Der Mordfall Hinterkaifeck" vieles abgeschrieben. Thema beider Bücher ist ein bis heute ungeklärter sechsfacher Mord von 1922. Laut Gericht hat sich Schenkel auf allgemein zugängliche Ermittlungsakten und Zeitungsartikel gestützt. Für die Auswertung solcher Unterlagen könne aber kein Urheberrecht geltend gemacht werden.
Erfolgsautor Frank Schätzing sah sich 2005 mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Ein Wissenschaftsjournalist hatte ihn angezeigt, weil Schätzing einen Teil seines Umwelt-Thrillers "Der Schwarm" aus Veröffentlichungen im Internet abgeschrieben haben soll. Die Kölner Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren wegen des Verdachts der Urheberrechtsverletzung ein. Es gebe "keinen Hinweis auf strafrechtlich relevantes Fehlverhalten".
Walter Kempowski, einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller ("Tadellöser & Wolff"), soll abgeschrieben haben. Der Vorwurf von 1990: Teile seines Bestsellers "Aus großer Zeit" stammen aus der Autobiografie des Rostocker Goldschmieds Werner Tschirch. Kempowski gab zu, die Tschirch-Vorlage als eine von mehreren Quellen benutzt zu haben. Er verwies auf seine Anlehnung an das zum Beispiel von Thomas Mann praktizierte und beschriebene Verfahren des "Einklebens" von Originaltexten, "deren Ränder man verwischt".
"Enthüllungsautor" Günter Wallraff änderte 1986 die als Plagiat beanstandeten Stellen in seinem Bestseller "Ganz unten". Der Schriftsteller sagte, die aus anderen Werken übernommenen Passagen beträfen insgesamt nur ein Promille von "Ganz unten", es handele sich einmal um zehn und einmal um 20 Zeilen. "Ich habe mich bei diesen Stellen auf einen Mitarbeiter verlassen, der - wie sich später herausstellte - aus fremden Quellen geschöpft hat", sagte Wallraff.
Im Jahr 1986 brachte der Schriftsteller Gerhard Zwerenz den Verlag der Autoren wegen des Bühnenstücks "Der Müll, die Stadt und der Tod" vor Gericht. Nach seiner Einschätzung geht das Drama von Rainer Werner Fassbinder auf den Zwerenz-Roman "Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond" zurück. Das Landgericht Frankfurt/Main wies die Klage in dem Urheberrechtsstreit allerdings ab.
Auch beim FC Bayern wird offenbar abgeschrieben. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge hat Karl-Heinz Rummenigge im November 2009 den Text der Ode an den scheidenden Vereinspräsidenten Franz Beckenbauer" bei der Internet-Reimerin Anette Pfeiffer-Klärle "geklaut". Man einigte sich ohne Gericht: Für Sätze wie "Ich danke Dir, danke Dir ganz toll. Weiß gar nicht, was ich alles sagen soll" zahlte der FC Bayern der "Dichterin" 1000 Euro.
(Ag.)