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Klassik für Zuhause: Wiener "Otello", finnische Familienaufstellung, Münchner "Vesper"

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Viele Ereignisse des europäischen Opern- und Konzertlebens kann man heute schon bequem zu Hause via Livestream erleben, von Rollendebüts der Sängerstars bis zu neuen Musiktheater-Versuchen mit Filmsujets.

Roberto Alagnas Wiener „Otello“

Auf staatsoperlive.com

Roberto Alagna stellt sich demnächst in zwei großen Partien in Wien vor: Ehe es an die Proben zur Neuinszenierung von Camille Saint-Saëns' „Samson et Dalila“ geht, wo der Tenor an der Seite von Elina Garanča und Carlos Álvarez zu erleben sein wird (ab 12. Mai), gibt es eine von Graeme Jenkins dirigierte Serie von Giuseppe Verdis „Otello“ mit Alexandra Kurzak als Desdemona und Dalibor Jenis als Jago.

Für Alagna stellt der Otello die bisher größte Ausweitung seines Repertoires in heldische Gefilde dar – bevor er heuer im Sommer als Lohengrin in Bayreuth debütieren wird. Seinen Erstversuch mit Verdis Spätwerk hat der Künstler vor vier Jahren in Orange gewagt.

Nun ist die Wiener Staatsoper mit ihrer treuen Alagna-Fangemeinde Schauplatz der „Wiederaufnahme“. Viermal steht das Werk auf dem Spielplan, die dritte Vorstellung der Mielitz-Inszenierung (18. 3.) wird gestreamt und steht damit im Online-Programm des Hauses zwischen der Übertragung von „Raymonda“ (13. 3.) und der Neuproduktion von Gottfried von Einems „Dantons Tod“ (24. 3.). Übrigens: Der Soloabend von Alagnas früherer Lebenspartnerin Angela Gheorghiu vom vergangenen Mittwoch steht noch bis morgen, Sonntag, 18.30 Uhr online.

Österliche Andacht zu Bach-Klängen: Die "Hohe Messe" in Klosterneuburg

Auf myfidelio.at

Zum dritten Mal zelebrieren Rubén Dubrovsky und sein Wiener Bach Consort ein Osterkonzert im passenden sakralen Rahmen: In der Stiftskirche von Klosterneuburg erklingt heuer die „Hohe Messe“ von Johann Sebastian Bach, die einzige Vertonung des gesamten katholischen Ordinariums durch den protestantischen Leipziger Thomaskantor – und eines der Gipfelwerke der abendländischen Kulturgeschichte. Via „Fidelio“-Plattform ist man am 31. März live dabei.

Familienaufstellung und blaue Bärte: Raritäten aus Helsinki und Berlin

Auf operavision.eu

Wer an Musiktheater-Raritäten interessiert ist, die von den europäischen Bühnen vorgestellt werden, wird in der Regel auf dem Onlineportal „operavision.eu“ fündig. Dort findet sich etwa noch für ein paar Tage die interessanteste Uraufführung der laufenden Saison abrufbereit, Sebastian Fagerlunds „Herbstsonate“ – frei nach dem berühmten Film Ingmar Bergmans, zu einem Libretto verdichtet von Gunilla Hemming. Aus der Taufe gehoben wurde diese musikalisch verbrämte Familienaufstellung von der Finnischen Nationaloper, mit Anne Sofie von Otter in der zentralen Partie der Charlotte Andergast. Fagerlunds Partitur nutzt alle koloristischen Möglichkeiten der Postmoderne, geht technisch kaum über die Errungenschaften eines Benjamin Britten hinaus – somit empfinden auch der Moderne gegenüber skeptische Musikfreunde der Novität gegenüber wenig Schmerzen; vielmehr wirkt das Klang-Kontinuum zum Psycho-Geschehen, als wäre es eine große Fantasie über die Tonart g-Moll. Das hat etwas Suggestives, dessen theatralischer Schlagkraft man sich auch im trauten Heim kaum entziehen kann.

Die „Herbstsonate“ verschwindet am 22. März aus dem Programm, am Abend danach ist eine neue Entdeckung zu machen: Live aus der Komischen Oper Berlin kann man Jacques Offenbachs freche Anverwandlung des Blaubart-Mythos ins Wohnzimmer holen: Mit Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Titelheld.

„I vespri siciliani“: Eine „Vesper“ aus der Bayerischen Metropole

Auf staatsoper.tv

Zwar nicht in bestmöglicher HD-Qualität, aber doch: Auch München streamt seine Highlights. Am 18. März Verdis „Sizilianische Vesper“ mit dem viel diskutierten Tenor Bryan Hymel, George Petean und Erwin Schrott. Kostenlos!

AFP

Ein Vorgeschmack auf die Festspiele: Franz Schmidt unter Kirill Petrenko

Auf digitalconcerthall.com

Aufmerksame Musikfreunde erinnern sich an das Debütkonzert des gerade der Wiener Musik-Universität entronnenen jungen Dirigenten: Kirill Petrenko dirigierte als erstes großes Engagement nach Beendigung seines Studiums ein Konzert des RSO Wien mit einer bemerkenswert eloquenten Aufführung der G-Dur-Symphonie (Nr. 88) von Joseph Haydn – und nahm sich nach der Pause eines Stiefkinds des Wiener Repertoires an, das eigentlich zum Fixbestand der Spielpläne gehören sollte: der Vierten Symphonie des einstigen Akademie-Rektors und philharmonischen Solocellisten Franz Schmidt. Der Meister der „Notre Dame“ hat darin ein grandioses, in einem großen Satz gearbeitetes Requiem auf seine früh verstorbene Tochter komponiert. Ein bewegender „Trauermarsch“ steht im Zentrum dieses blühend schön klingenden symphonischen Abgesangs auf die Spätromantik.

Petrenko wird ihn heuer auch bei den Salzburger Festspielen dirigieren, nimmt ihn schon am 13. April ins Programm seines Auftritts bei den Berliner Philharmonikern – gekoppelt mit dem Dritten Klavierkonzert von Prokofieff mit Yuja Wang als Solistin. Abonnenten der „Digital Concert Hall“ können live dabei sein.

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