Wiens erste Personenaufzüge entstanden mitten im Zentrum der Metropole. Hier wurden sie aus dem aristokratisch-großbürgerlichen Milieu geboren. 1869 ließ Baron Johann von Liebig die erste derartige Hebemaschine in sein Palais in derWipplingerstraße 2 einbauen. Hydraulischer Aufzug im Palais Liebig, Konstruktionszeichnungvon Anton Freissler, 1869.
Sammlung Peter Payer
Bei der Wiener Weltausstellung, die vom 1. Mai bis 2. November 1873 im Prater abgehalten wurde, gab es unter anderem zwei Aufzüge in der Rotunde, dem damals größten Kuppelbau der Welt mit einer Höhe von 84 und einer Spannweite von 108 Metern. Die Aufzüge führten auf die rundum laufende Galerie, von wo die Besucher zu Fuß nach außen auf das Dach gelangen konnten und über Steigleitern zur Laterne direkt unter der Kuppel. Rotunden-Aufzug von Léon Edoux, 1873.
Sammlung Peter Payer
Anfangs gab es noch einiges an Skepsis gegenüber der neuen Technologie - in Wien hieß es immer wieder: „Schwerer Liftunfall“, „Im Lift verunglückt“, „Im Lift eingeklemmt“, „Absturz mit dem Fahrstuhl“. Unter Überschriften wie diesen fanden sich teils erschütternde Beschreibungen von Personen, die durch den Gebrauch des Aufzugs schwer verletzt oder gar getötet wurden. Titelblatt des „Illustrirten Wiener Extrablatts“, 24. Dezember 1902.
Sammlung Peter Payer
Auf Seiten der Fahrgäste konnte den Gefahren allein durch streng diszipliniertes und vorschriftskonformes Verhalten begegnet werden. Benützungsvorschrift für einen Aufzug in Wien-Leopoldstadt, 1906.
Sammlung Christian Tauss
In Hotels, Palais oder Warenhäusern gab es eigene Liftboys. Sie hatten keinerlei technische Wartungsaufgaben, sondern öffneten und schlossen die Türen und fuhren die Stockwerke auf mündlichen Wunsch an. Wien-Innere Stadt, Hotel Bristol: Erster Aufzug der Fa. Otis, Bj. 1898, 1913 erneuert und umgebaut, zuletzt 1990 von Fa. Schindler generalsaniert.
Sammlung Christian Tauss
Um die Transportkapazitäten zu steigern, entstanden aber auch andere Fortbewegungsmöglichkeiten zwischen Stockwerken - neben Rolltreppen waren das vor allem die Paternoster. Die Vorteile des Rundumaufzugs lagen auf der Hand: keine Wartezeiten, schnelle und andauernde Verfügbarkeit. Der Name leitet sich übrigens vom katholischen Ritus des Rosenkranzbetensund der dabei verwendeten Zählkette, die zehn kleine Kugeln für das Ave Maria sowie eine für das Vaterunser (lat. Paternoster) enthält. Wien-Innere Stadt, Haus der Industrie (Arch. Karl König): Paternoster der Fa. Freissler, Bj. 1910.
Christian Prinz
Derzeit im Aufbau befindlich ist ein Wiener Aufzugmuseum, eine Privatinitiative des Elektrotechnikers Christian Tauss, der eine umfangreiche Sammlung sein Eigen nennt und sich bislang vor allem auf die Zeit um 1900 konzentriert. Wien-Margareten: Aufzug der Fa. Wertheim, Bj. 1911.
Sammlung Christian Tauss
Buchtipp: Peter Payer: Auf und Ab. Eine Kulturgeschichte des Aufzugs in Wien. Brandststätter Verlag; 34,90 Euro
Brandstätter Verlag
Rauf und runter
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.