Opel-Werk Aspern profitiert von Sanierungsplan

(c) DiePresse (Clemens Fabry)
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Opel baut 8300 Mitarbeiter ab. In Wien sind keine Streichungen geplant, vielmehr steigt die Produktion. Allerdings erwartet sich Opel im Gegenzug auch staatliche Unterstützung von Österreich, was 130 Mio. Euro bedeutet.

wien (jaz). Drei Monate ist es her, dass die Verhandlungen über den Verkauf von Opel an Magna in letzter Sekunde geplatzt sind. Dies bedeutete auch das Ende für das Sanierungskonzept, das Magna in den Monaten zuvor ausgearbeitet hatte. Seither wurde das Konzept von GM/Opel nach eigenen Vorstellungen adaptiert. Am Dienstag trat Opel-Chef Nick Reilly nun vor die Öffentlichkeit und stellte den Plan vor.

„Unser Plan ähnelt dem Konzept von Magna. Allerdings benötigen wir weniger staatliche Hilfe und kommen auch mit einer geringeren Zahl an gestrichenen Arbeitsplätzen aus. Daher glauben wir, dass wir die Unterstützung der Arbeitnehmer und der Regierung erhalten werden“, appellierte Reilly zu Anfang an die deutsche Politik und Gewerkschaft. Diese hatten einen Verkauf an Magna favorisiert und auf den Verbleib von Opel bei GM wütend reagiert.

Bochum verliert, Wien gewinnt

Dann präsentierte er die konkreten Zahlen: „Wir müssen unsere Überkapazitäten um 20 Prozent verringern. Das hat direkten Einfluss auf die Zahl unserer Mitarbeiter.“ 8300 der rund 48.000 Opelaner sollen abgebaut werden – etwa 7000 davon in der Produktion, der Rest in der Verwaltung. Besonders stark betroffen sind das belgische Werk Antwerpen mit 2400 Mitarbeitern, das geschlossen wird, und der deutsche Standort Bochum. Dort müssen 1800 der rund 5000 Mitarbeiter gehen.

Ein Grund für den starken Jobabbau in Bochum ist, dass dort die Getriebeproduktion eingestellt wird. Die Getriebe sollen künftig aus dem Werk in Wien-Aspern kommen, wo überhaupt kein Jobabbau geplant ist.

„Dieser Plan bringt uns mehr Volumen“, sagt dazu Elisabeth Schuller, Sprecherin des Opel-Werks in Aspern. Ob dies auch zusätzliche Arbeitsplätze bedeutet, sei jedoch noch offen. „Das Werk ist derzeit zu 60 Prozent ausgelastet. Seit Dezember haben wir jedoch wieder 100 Zeitarbeitskräfte aufgenommen“, so Schuller. In Summe arbeiten in Aspern 1850 Mitarbeiter. Zum Höchststand vor zwei Jahren waren es rund 2000.

Allerdings erwartet sich Opel im Gegenzug auch staatliche Unterstützung von Österreich. „Wir brauchen 3,3 Mrd. Euro an liquiden Mitteln. 600 Mio. Euro davon hat uns GM bereits gegeben. Für den Rest wollen wir die Regierungen von Deutschland, Spanien, Großbritannien und Österreich um Hilfe in Form von Krediten oder Bürgschaften bitten“, so Reilly. Deutsche Gewerkschaften forderten am Dienstag jedoch bereits, dass GM einen höheren Beitrag leistet.

130 Mio. Euro aus Österreich?

Laut deutschem Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will Opel von Deutschland 1,5 Mrd. Euro. In Österreich habe man noch keinen Antrag gestellt, heißt es bei Opel. „Grundsätzlich soll die Hilfe nach der Zahl der Jobs in dem Land erfolgen“, so Reilly. Für Österreich würde dies rund 130 Mio. Euro bedeuten. Im Gegenzug will Opel bis 2014 elf Mrd. Euro in neue Produkte investieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2010)

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