Der Hass gegen Juden sei noch präsent, warnt der Zeitzeuge Viktor Klein.
Aus der Geschichte lerne man, dass die Menschheit aus der Geschichte nichts lerne, ist Viktor Klein überzeugt. „Wer hätte vor dem Zweiten Weltkrieg gedacht, welche Auswüchse der Antisemitismus annehmen kann?“, fragt der 90-Jährige, während er auf ein schwarz-weißes Familienfoto blickt. „Damals waren wir noch komplett“, sagt er und meint seine Eltern, seine drei Brüder und seine Schwester. Das Bild stammt aus dem Jahr 1934, aufgenommen im heute ukrainischen Mukatschewo.
Zehn Jahre später lebten nur noch Klein, zwei seiner Brüder und sein Vater. „Ab dem 19. März 1944 wurde die Stadt zum Ghetto, vier Wochen später wurden wir in Waggons gepfercht und nach Auschwitz deportiert“, schildert er. Kaum ausgestiegen, begann die Selektion: das Todesurteil für Kleins Mutter, seine Schwester und den jüngsten Bruder. „Ich kam zum Müllfahrerkommando, später wurde ich in die Küche zum Erdäpfelschälen versetzt“, sagt er. Ein „Glücksfall“ aus heutiger Sicht.