Warum das Ladysteak nicht reicht

Männer essen viel zuviel Fleisch.
Männer essen viel zuviel Fleisch.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Bei den Ernährungsempfehlungen für Männer und Frauen gibt es wenig Unterschiede.

Es gibt unzählige Beispiele für kulinarische Geschlechterklischees. Und zwar nicht nur in der Speisekarte – vom Ladysteak abwärts –, sondern auch beim Servicepersonal. Es ist zum Beispiel nahezu unmöglich, als Frau ein großes Bier zu bestellen und auch serviert zu bekommen, wenn ein Mann am Tisch Mineralwasser bestellt. Die Getränke werden vertauscht, immer. Aber vielleicht muss man bei so etwas nachsichtig sein. Immerhin hat ja angeblich jedes Klischee ein Körnchen Wahrheit, und sei diese auch nur angelernt. Dass das Ladysteak so heißt, hat wohl damit zu tun, dass das kleinere Stück Fleisch statistisch häufiger von Frauen bestellt wird. Sei es, weil sie tatsächlich nicht mehr wollen oder eben (unbewusst) glauben, dass das als Frau so gehöre.

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gibt es nämlich keine Empfehlungen dafür, als Frau mehr auf vermeintlich gesunde Kost zu setzen (was oft mit fleischlos assoziiert wird). Die einzige ernährungswissenschaftliche geschlechtsspezifische Empfehlung ist der unterschiedliche Energiebedarf. Jener von Frauen ist etwa um ein Viertel geringer als bei Männern, wie Jürgen König, Leiter des Departments für Ernährungswissenschaften der Universität Wien, erläutert. Ansonsten gibt es nicht viele Unterschiede, bis auf den erhöhten Bedarf an Eisen und Folsäure.

Eisenquelle Fleisch

„Wichtige Eisenquellen sind Fleisch und Innereien, aber es gibt natürlich auch pflanzliche Quellen“, sagt König. Auf die Frage, ob das (stets kleiner bemessene) Ladysteak dann eigentlich kontraproduktiv sei, mein Jäger: „Wenn Sie so wollen, ja.“ Wobei das nur für menstruierende Frauen gilt. Nach dem Wechsel fällt der erhöhte Bedarf an Eisen und Folsäure für Frauen weg. König glaubt, dass es eher nicht durch die Menstruation einen veränderten Bedarf an Nährstoffe gibt, sondern sich vielmehr der Gusto auf Lebensmittel ändert. Zumindest gibt es keine wissenschaftlichen Belege, die etwas anderes nahelegen.

Eine generell gesündere Ernährung sei allen Menschen, speziell aber Männern, zu empfehlen. Denn auch der Ernährungsbericht 2017 bestätigt altbekannte Ernährungssünde: Generell essen wir zu fett, zu süß, zu salzig, zu viel Fleisch, dafür zu wenig Fisch, Milch, Obst und Gemüse sowie Ballaststoffe. Wobei in Summe Männer ungesünder leben als Frauen. Beide Geschlechter essen zwar zu wenig Obst und Gemüse, Männer allerdings noch weniger als Frauen. Dafür essen sie mehr Süßes als Frauen und viel zu viel Fleisch (dreimal so viel wie empfohlen) – vielleicht sollte das Mensteak kleiner werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.