Mit Floppy Disks urassen und andere alte Wörter

Jüngere Leser werden sich fragen, warum da schon wieder so ein Nostalgiebild zu sehen ist.
Jüngere Leser werden sich fragen, warum da schon wieder so ein Nostalgiebild zu sehen ist.(c) Clemens FABRY
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Jüngere Leser werden sich fragen, warum hier schon wieder so ein Nostalgiedings läuft.

Das Geschäft mit Diskettenlochern hat in den vergangenen Jahren ein wenig geschwächelt. „Diskettenlocher?“, werden jüngere Leser jetzt fragen. Nun, das ist eine Apparatur, mit der man eine 5 1/4-Zoll-Diskette stanzt, um sie beidseitig verwenden zu können. Dass Floppy Disks noch immer im Einsatz sind, hat zuletzt die Hausdurchsuchung im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) gezeigt, bei der acht Stück davon beschlagnahmt wurden. „Floppy Disk?“, werden jüngere Leser jetzt fragen – nun, das war das gebräuchlichste Speichermedium, das nach der Datasette sehr populär war. „Datasette?“, werden jüngere Leser jetzt fragen – nun, das war das Bandlaufwerk, mit dem man Computerdaten auf kompakten Audiokassetten speichern konnte. „Audiokassette?“, werden jüngere Leser jetzt fragen – nun, das war so wie Spotify, nur auf Magnetband in Kunststoffgehäuse und mit weniger Titeln drauf. Und nach einem Bandsalat konnte man mit einem Bleistift den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. „Bleistift?“, werden jüngere Leser jetzt... Einen Bandsalat gab es jedenfalls dann, wenn ein Magnetband sich im Kassettenspieler verwickelte – seit 2006 steht das Wort übrigens auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Wörter.

Auch nur mehr selten zu hören ist ein anderes schönes Wort, das mit Technik aber nur bedingt zu tun hat: urassen. Es steht dafür, mit etwas verschwenderisch umzugehen. Etymologisch kommt es wohl vom Urass, mit dem einst übrig gelassene oder verschmähte Speisen bezeichnet wurden. Bei Datenträgern hätte man es vielleicht anbringen können, wenn man eine Diskette nur halb voll gemacht und dann die nächste begonnen hat. Aber das ist ohnehin nur mehr Nostalgiedings. Oder hat jemand von Ihnen noch Disketten daheim? Das hat ja jetzt offenbar nicht einmal mehr das BVT.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2018)

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