Wachsoldat erschoss Messerangreifer vor Residenz des iranischen Botschafters in Wien

Der Tatort in der Wenzgasse vor der Villa Blaimschein.
Der Tatort in der Wenzgasse vor der Villa Blaimschein.(c) APA (Hans Punz)
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Ein 26-jähriger Mann attackierte den Wachposten des österreichischen Bundesheeres vor der Residenz des iranischen Botschafters in Wien-Hietzing mit einem Messer. Der Soldat setzte sich zur Wehr und schoss auf den Angreifer. Der Angriff wurde auf Video aufgezeichnet. Das Motiv ist unklar. Der Botschafter befand sich zum Tatzeitpunkt mit seiner Familie in der Villa.

Ein 26-jähriger Mann hat in der Nacht auf Montag eine Messerattacke auf einen Wachposten des österreichischen Bundesheeres vor der Residenz des iranischen Botschafters in Wien-Hietzing verübt. Der Soldat wehrte den Angreifer mit Schüssen aus der Dienstwaffe ab. Der Mann starb noch vor Ort. Der Wachposten erlitt eine Schnittverletzung.

Zum Tatzeitpunkt befand sich der Botschafter zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in der Villa. Kurz zuvor kam er aus Bratislava zurück, in die slowakische Hauptstadt hatte er eine parlamentarische Delegation begleitet.

"Ohne Vorwarunug" attackiert

Polizeisprecher Harald Sörös zufolge ging der 26-Jährige ohne Vorwarnung auf den vor der Villa Blaimschein in der Wenzgasse 2 postierten Soldaten los. Dieser gab "mindestens vier" Schüsse aus der Glock 17 ab. So viele Hülsen wurden bisher von den Spurensicherern eingesammelt.

Der Soldat versuchte zunächst, den Angreifer mit Pfefferspray abzuwehren, sagte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Erst als das keine Wirkung zeigte, habe er zur Waffe gegriffen. Der Berufssoldat habe damit "aus jetziger Sicht alles richtig gemacht", nämlich zunächst mit dem Pfefferspray das gelindeste Mittel eingesetzt.

Spurensicherung am Tatort.
Spurensicherung am Tatort.(c) APA (Hans Punz)

Stichschutzweste rettete Soldat das Leben

Tatzeitpunkt sei gegen 23.35 Uhr gewesen. Vor der Abgabe der Schüsse kam es laut Sörös auch zu einem kurzen Gerangel, beide kamen daraufhin zu Sturz, wobei der Angreifer laut Sörös "unentwegt auf den Soldaten einstach". Das sei auf Videoaufnahmen (der Großteil der Attacke wurde auf Video aufgezeichnet) deutlich zu sehen. Der Soldat trug eine Schnittwunde am linken Oberarm davon. Der laut Bauer 1994 geborene, in Wien wohnhafte Tiroler sei mit einem schweren Schock ins Spital gebracht worden. Dass er nicht schwerer verletzt oder getötet wurde, hat er einer Stichschutzweste zu verdanken. Sörös: "Ohne diesen Schutz wäre er tot gewesen, hundertprozentig." 

Der Nahbereich um den Tatort wurde abgesperrt, die Durchfahrt im Bereich Wenzgasse - Lainzer Straße war vorerst nicht möglich. Die Polizei ordnete zudem eine Verstärkung der Überwachung der diplomatischen Einrichtungen in ganz Wien durch den polizeilichen Streifendienst an.

Vom Täter war zunächst nur sein Alter bekannt und dass er im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft war. Hinweise auf sein Motiv lagen zunächst keine vor. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) übernahm die Ermittlungen.

Die Durchfahrt durch die Wenzgasse war nicht möglich.
Die Durchfahrt durch die Wenzgasse war nicht möglich.(c) APA (Hans Punz)

Villa Blaimschein im Besitz der Republik Iran

Beim Tatort handelt es sich um ein historisches Gebäude: Die Villa Blaimschein, im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten von den jüdischen Eigentümern beschlagnahmt, war einst Schauplatz von Verhandlungen für eine provisorische österreichische Staatsregierung unter Karl Renner. Heute befindet sie sich im Eigentum der Republik Iran und dient dem Botschafter als Wohnort.

Ein oder zwei Personen bewachen solche Einrichtungen

Die Bewachung diplomatischer Einrichtungen erfolgt Sörös zufolge durch Berufssoldaten ebenso wie durch speziell ausgebildete Polizisten. Die meisten Botschaften, Konsulate und Residenzen werden von einer oder zwei Personen bewacht, in diesem Fall war es einer. Die Anzahl der Wachposten hänge von der Gefährdungslage ab, diese wiederum von "aktuellen politischen Vorfällen", "vorangegangen Ereignissen" und weiteren Faktoren. Sämtliche anderen diplomatischen Einrichtungen in Wien würden nach dem heutigen Vorfall verstärkt bewacht. Was genau das bedeutet, dürfe er nicht sagen.  

Zweite Messerattacke binnen weniger Tage

Es handelt sich um die zweite Messerattacke mit schweren Folgen auf offener Straße in Wien binnen weniger Tage: Erst am Mittwochabend hatte ein 23-Jähriger beim Nestroyplatz in der Leopoldstadt eine dreiköpfige Familie schwer verletzt. Kurz darauf stach der Afghane am Praterstern noch einen Landsmann nieder, ehe er gefasst wurde.

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