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Außenpolitik

Nowitchok: Eine kleine Geschichte eines Supergifts

Zerstörung einer russischen Giftbombe
Zerstörung einer russischen GiftbombeGrigory Sysoyev/TASS
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Anfang der 1990er hatte der russische Wissenschaftler Vil Mirzayanow das sowjetische bzw. russische Chemiewaffenprogramm offengelegt. Er zog später in die USA. Eine damals neu entwickelte Substanz dürfte nun in England erstmals zum Einsatz gekommen sein.

Wenn die Geschichte, die der frühere sowjetrussische Wissenschaftler (Schwerpunkt Chemie) Vil Mirzayanow erstmals im Oktober 1991 in einer russischen Zeitung erzählt hat, stimmt (viel spricht dafür, denn er war und ist nicht der Einzige), haben wir es bei jenem Gift namens "Nowitchok", das der britischen Regierung zufolge bei dem Anschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter in England kürzlich benutzt wurde, sozusagen mit einem Gespenst aus der Endphase des Kalten Kriegs zu tun.

Mit einem, an dessen Existenz der damalige sowjetische Präsident, Michael Gorbatschow, übrigens nicht ganz unbeteiligt war und ist. Der Friedensnobelpreisträger soll dem Westen gegenüber das Nowitchok-Programm auch verschwiegen haben, so Mirzayanow.

Nowitchok, das in etwa "Neuling" bedeutet, ist das wahrscheinlich stärkste von Menschenhand erzeugte Nervengift - also eine Substanz, die über Beschädigung des Nervensystems den Tod herbeiführen kann.

Laut Mirzayanow, der heute in den USA lebt und etwa 83 ist, sowie anderen Forschern sind die Substanzen der Nowitchok-Reihe (man kann theoretisch mehr als 100 Varianten erzeugen, heißt es) fünf- bis zehn Mal wirksamer als das auch in der Öffentlichkeit dem Namen nach eher bekannte "VX". Dieses war Anfang der 1950er in England entwickelt worden, wo man an Pestiziden auf Basis von Phosphorsäure-Estern forschte.