Causa Mensdorff: "Ich war nur Spielball"

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Mensdorff-Pouilly sagt in einem Interview, seine Verhaftung sein ein Bluff gewesen, um auf den Rüstungskonzern BAE Druck zu machen. In Österreich will er seine Unschuld beweisen.

Alfons Mensdorff-Pouilly sieht seine Inhaftierung in London nachträglich als "Bluff" der britischen Korruptionsbehörde Serious Fraud Office (SFO) an. Der Vorwurf der Verabredung zur Korruption sei ein "Kunstgriff" des Serious Fraud Office gewesen, um bei den Verhandlungen mit dem involierten Rüstungskonzern BAE Druck zu machen, sagte er im Interview mit "News". In Österreich wolle er nun alles daran setzen, seine Unschuld zu beweisen. Die Haft in zwei Londoner Gefängnissen hat er offenbar weniger positiv erlebt als seine U-Haft 2009 in Wien.

In den Vergleich des Konzerns mit dem SFO sei er in keiner Weise eingebunden, hielt Mensdorff fest. Verhandelt sei aber wohl schon länger worden, und "ich glaube inzwischen, meine Verhaftung in London war ein großer Bluff des SFO. Die hatten gegen die BAE nichts in der Hand und wollten signalisieren: Wir fangen jetzt sogar an, Leute einzusperren". Er sei so gesehen ein "Spielball" gewesen, meint der Graf.

"Wurde nicht freigekauft"

Der Vorwurf der "Verschwörung zur Korruption", so die wörtliche Übersetzung, sei überdies ein "Kunstgriff" gewesen. "Sie sagten, sie müssen mich jetzt festnehmen, denn wegen dieses Deliktes (das in Österreich kein Strafbestand ist, Anm.) würde man mich nicht ausliefern." Dass er selbst durch die Einigung von BAE und Behörden - der britische Rüstungskonzern hat insgesamt Strafzahlungen von insgesamt 280 Millionen Pfund (321 Mio. Euro) akzeptiert - freigekauft wurde, bezeichnet Mensdorff-Pouilly als "Schwachsinn": "So wertvoll bin ich nicht." Und: "Ich war nie so bedeutend für die British Aerospace, dass ich eine Bedrohung sein könnte."

Die Haft in London beschreibt Mensdorff, der laut "News" mittlerweile wieder in seinem burgenländischen Domizil weilt, als "nicht angenehm". Man habe ihm seine Medikamente abgenommen, passende Unterwäsche habe er nicht erhalten, auch keinen Kamm. Der ihm zur Verfügung gestellte Einwegrasierer sei gebraucht gewesen, er habe daraufhin auf einer Hepatitis-Impfung bestanden. Sein Fazit: "Die Menschenrechte werden in London nicht gerade hochgehalten. Die Untersuchungshaft in Österreich ist, sofern man überhaupt positive Attribute für eine solche Situation finden kann, besser und jedenfalls korrekt."

(APA)

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