Saya Ahmad wird neue Bezirksvorsteherin am Alsergrund. Die kurdischstämmige Politikerin, die als Kind aus dem Irak flüchten musste, führt nun eine Hochburg des linken SPÖ-Flügels an. Ein Porträt.
Wien. Es ist eine Premiere. Erstmals in der Geschichte der Stadt Wien wird eine Frau mit Fluchthintergrund an der Spitze eines der 23 Bezirke stehen. Saya Ahmad (33), SPÖ-Vize-Klubchefin am Alsergrund, gewann am Montagabend überraschend die Kampfabstimmung um die Nachfolge von SPÖ-Bezirkschefin Martina Malyar. Damit wird Ahmad Bezirksvorsteherin in einer absoluten Hochburg des linken SPÖ-Flügels, wenn Malyar am 25. Juni ihr Amt übergibt.
Auf Fragen zu politischen Positionen bzw. zu (auch in der SPÖ) polarisierenden Themen wie Religion und Kopftuch gab die kurdischstämmige Politikerin am Dienstag keine Antwort und verwies auf eine geplante Pressekonferenz wie bei der Frage nach ihrer eigenen Religionszugehörigkeit. Letztere ist von Interesse, weil sie als Muslimin auch die erste muslimische Bezirksvorsteherin in Wien wäre – womit die Bezirks-SP ein zusätzliches Signal gesetzt hätte.
Schikanen im Haider-Kärnten
Was ist über die künftige Bezirkschefin bekannt? 1991 musste sie als Kind mit ihrer Familie aus Kirkuk im Nordirak flüchten. Die kurdischen Anführer hatten sich gegen das Regime von Saddam Hussein aufgelehnt, der Widerstand wurde brutal niedergeschlagen, viele Kurden mussten flüchten. Davon erzählte die künftige Bezirkschefin im „Südwind Magazin“. Über die türkischen Berge konnte sich die Familie nach Ankara retten, es folgte eine Reihe von Flüchtlingslagern, am Ende landete die Familie in Klagenfurt. Andere Verwandte wurde bei der Flucht über ganz Europa verstreut.
