Selbstständigkeit

Vier nachhaltige Sparideen für Gründer

(c) FABRY Clemens
  • Drucken

Gründer können jeden Euro brauchen. Deswegen sollten sie aus den typischen Fehlern anderer lernen. Und es selbst besser machen.

„Mache alles!" So beschreiben viele Neo-Gründer die ersten Monate ihrer Selbstständigkeit. Sie kümmern sich um Telefonie und IT, um Logo und Website, um Buchhaltung und Steuer. Und um Kunden. Das hat sich inzwischen herumgesprochen: Die eigene Firma darf kein Selbstzweck sein, sie muss Geld bringen. Geld, von dem man künftig leben will.

Und doch stolpern viele Gründer in Kostenfallen, die sie sich leicht hätten sparen können. Hier sind vier Ideen, es künftig besser zu machen.

1. Verkaufe dich nicht unter deinem Wert

Angenommen, ein IT-Gründer kauft einen Laptop um 900 Euro und verkauft ihn um 1000 Euro weiter. Wie hoch ist sein Gewinn? 100 Euro, werden die meisten sagen. Doch hier sind keine Transaktionskosten berücksichtigt. Das sind jene eigenen Kosten, um einen Kunden zu interessieren, mit ihm den Preis zu verhandeln, womöglich noch den Laptop für ihn aufzusetzen, zum Treffpunkt zu fahren usw.

Jeder Gründer sollte seinen Stundensatz im Kopf haben: Wie viel bleibt ihm dann noch von der Transaktion über? Es ist nur legitim, etwa für das Aufsetzen des Laptops zwei Arbeitsstunden extra zu verrechnen – auch Bekannten, was die ersten Kunden meist sind. Oder für Telefonsupport eine Abrechnung im Viertelstundentakt anzusetzen – jede Helpline arbeitet so.

Noch ein Tipp: Viele unerfahrene Gründer trauen sich nicht, große Kunden anzusprechen und dümpeln lieber bei den kleinen herum. Falsch: der Akquiseaufwand ist derselbe, der Ertrag ungleich höher. Auch ist es lohnender, Stammkunden aufzubauen als jedesmal neu zu akquirieren.
Eine Warnung: Gefährlich ist es, sein Hobby zum Beruf zu machen. Wer im Flow ist, achtet nicht auf die Bezahlung. Doch von der lebt man künftig.

2. Weg mit dem, was man „immer schon selbst gemacht hat.“

Anfangs muss man alles selbst machen. Das geht nicht lange gut. Der Fokus eines Gründers muss auf jenen Tätigkeiten liegen, die Einkommen generieren. Die Schlüsselfrage ist, ob es einen Mehrwert bringt, eine bestimmte Aufgabe selbst zu erledigen. Wenn ja, kann man sie machen. Wenn nein, gehört sie delegiert – an Personen mit geringerem Stundensatz und/oder besserer Eignung dafür.

Am schwierigsten sind jene Aufgaben loszulassen, die man gerne macht, die man für Freunde macht oder die man „immer schon selbst gemacht hat.“ Das sind auch beliebte Ausreden, sich vor wichtigen, aber unangenehmen Tätigkeiten zu drücken.

3. Wer nichts verdient, kann auch nichts absetzen.

Vom ersten Großauftrag kauft man sich das tolle Auto, das man sich so sehr gewünscht hat. Man kann es ja von der Steuer absetzen, damit kostet es nur halb so viel. Auch wenn viele so rechnen – es ist falsch. Hätten sie den Wagen wirklich gebraucht? Bringt er einen Mehrwert für das Geschäft? So schwer es fällt: Nicht der Wunsch nach dem schicken Auto entscheidet, sondern was es bringt und ob man es sich leisten kann. Egal, wie viel man abschreiben kann.

4. Fort mit den Kunden, die man sich nicht leisten kann.

Um beim Laptop-Beispiel zu bleiben: Kauft der Kunde zusätzlich eine 20-Euro-Funkmaus, berechtigt ihn das nicht zu einer einstündigen gratis Softwareberatung („Ich bin ja Kunde bei euch.“) Unprofitable Kunden gehören lieber heute als morgen verabschiedet.

Auch lasche Zahlungsmoral ist ein Grund, besser heute als morgen die Reißleine zu ziehen. Sie deutet entweder auf Unverlässlichkeit hin oder auf drohende Insolvenz des Kunden. Ein guter Test ist, für jede Leistung eine 50-prozentige Anzahlung zu verlangen. Solvente Kunden haben damit kein Problem.

Auch die internen Abrechnungsprozesse zu optimieren lohnt sich: Einziehungsaufträge statt händischer Abrechnung, Pauschalen oder Flatrates statt Einzelrechnungen. Die freigewordene Zeit widmet man neuen, profitablen Kundengruppen. Weil von denen kann man leben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19. Juni 2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kick-off

Entrepreneurship Avenue: Großereignis für künftige Gründer

Kick-off für Europas größte Start-up-Eventreihe am 20. April.
Spin-offs

Warum Forscher so ungern gründen

Die technischen Ideen sind da, nur vor der betriebswirtschaftlichen Umsetzung scheuen viele zurück. Unterschiedliche Angebote sollen Abhilfe schaffen.
Spin-offs

Lehre, Forschung, Unternehmertum

Entrepreneurship wird als dritte Säule des universitären Auftrags verankert.
Social Business

Social Impact Award: Tu Gutes und sprich darüber

Der Social Impact Award fördert Sozialprojekte, die die Welt verändern wollen.
Der modebewusste Nikolaus Hirsch ist das neue Gesicht der Traditionsmarke.
Nachfolge

Uhrbandhersteller Hirsch: Mann mit Berufung

Beim Uhrband-Weltmarktführer steht ein sanfter Generationenwechsel bevor. Nikolaus Hirsch und sein Bruder Matthäus wachsen in die Geschäftsleitung hinein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.