RBI: „Schauen in Polen in die Zukunft“

In zwei Monaten muss RBI-Chef Strobl über die Polen-Tochter entschieden haben.
In zwei Monaten muss RBI-Chef Strobl über die Polen-Tochter entschieden haben.(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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RBI-Chef Strobl signalisiert, sich eventuell auch mit Verlust aus Polen zurückzuziehen. Man habe einst „größere Hoffnungen“ gehabt. Die Aktionäre erhalten wieder Gewinnanteile.

Wien. Heute in zwei Monaten läuft die Frist der polnischen Finanzmarktaufsicht KNF aus. Bis zum 15. Mai muss die Raiffeisen Bank International (RBI) entweder mindestens 15 Prozent ihrer polnischen Tochter Polbank an die Börse gebracht oder die Bank an ein bereits in Warschau gelistetes Institut verkauft haben. Wie berichtet, ist die RBI derzeit in – dem Vernehmen nach gut laufenden – Verhandlungen mit der französischen BNP Paribas, deren lokale Tochter in Polen bereits an der Börse notiert.

Welche der beiden Optionen es schlussendlich werden wird, darauf wollte RBI-Chef Johann Strobl bei der Bilanzpräsentation für das Jahr 2017 am Mittwoch nicht näher eingehen. Die internen Vorbereitungen für einen allfälligen Börsengang seien auf jeden Fall bereits gestartet worden. Dies ist auch notwendig, um bei einem Scheitern des Verkaufs die von der polnischen Aufsicht gesetzte Frist einhalten zu können.

Ziele in Polen nicht erreicht

Dass der Verkauf dennoch eine sehr wahrscheinliche Option bleibt, zeigen aber zwei andere Aussagen, die sich Strobl entlocken ließ. Erstens: Zwei der drei Gründe, warum 2015 ein Verkauf der Polbank auf die Agenda kam, seien zwar weggefallen, sagt Strobl. So wollte die Bank durch den Verkauf ja beispielsweise ihre Kapitalquote auf über zwölf Prozent heben, was inzwischen auch ohne Verkauf gelungen ist. Ein gewichtiger Grund ist jedoch erhalten geblieben: „Wir wollten die Lücke zu den großen polnischen Banken schließen. Das ist uns nicht gelungen“, so Strobl. In Summe seien die Hoffnungen für den polnischen Markt beim 2012 erfolgten Kauf der Polbank einfach größer gewesen.

Und zweitens: Auf die Frage, ob der Preis bei einem Verkauf auf jeden Fall über jenen rund 600 Mio. Euro liegen muss, die RBI (exklusive einer späteren Kapitalerhöhung) einst für die Polbank gezahlt hat, sagt Strobl: „Wir schauen bei dieser Entscheidung nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft.“ Sollte das Angebot von BNP Paribas grundsätzlich passen, dürfte die RBI also auch bereit sein, sich mit einem gewissen Verlust aus Polen zurückzuziehen.

Das milliardenschwere Portfolio an in Polen vergebenen Franken-Krediten wird allerdings in jedem Fall bei der RBI verbleiben. In welcher Form, ist noch unklar. So wurde die geplante Struktur, bei der eine neu gegründete Bank das Portfolio übernehmen sollte, von der Aufsicht im Jänner untersagt. Dieses Portfolio ist überhaupt zu einem Mühlstein für die Polbank geworden. So darf das Institut aufgrund der Franken-Kredite keine Dividenden ausschütten (auch nach einem Börsengang nicht). Und die Risikogewichtung wurde von der Aufsicht im Vorjahr von 100 auf 150 Prozent erhöht. Das brachte einen Anstieg der (kapitalmindernden) risikogewichteten Assets um fast 50 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro – ein Plus, das auch auf den Gesamtkonzern durchschlug.

Russland bringt am meisten

Sonst bereitete das Jahr 2017 der RBI jedoch viel Freude. Wie berichtet, stieg das Konzernergebnis auf 1,1 Mrd. Euro. In allen Töchtern wurden Gewinne geschrieben, am meisten in Russland mit 443 Mio. Euro. Grund für die guten Zahlen waren vor allem die um 62 Prozent auf 287 Mio. Euro gefallenen Risikokosten. Die Quote fauler Kredite sank von 8,7 auf 5,7 Prozent und soll langfristig bei drei bis fünf Prozent liegen. In Ungarn, Albanien, Bulgarien, Serbien und der Ukraine wurden sogar mehr Rückstellungen aufgelöst als gebildet.

Von den besseren Zahlen sollen auch die Aktionäre profitieren. Sie sollen künftig 20 bis 50 Prozent des Gewinns als Dividende erhalten. Für 2017 sind es mit 18 Prozent (62 Cent je Aktie) noch etwas weniger. „Man muss langsam anfangen und sich dann steigern“, sagt Strobl dazu. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2018)

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