Nicht nur die TTIP-Verhandlungen seien unter Präsident Donald Trump eingeschlafen, auch die Stimmung habe sich radikal gewandelt, verlautete die US-Handelskammer in Österreich.
Die US-Handelskammer in Österreich (American Chamber of Commerce in Austria/AmCham Austria) sieht in der Verhängung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium durch US-Präsident Donald Trump ein falsches Signal. Sie sehe die Entwicklung in den USA mit großer Besorgnis und hoffe auf eine besonnene Reaktion der EU, so die AmCham Austria am Donnerstag in einer Presseaussendung.
"Strafzölle sind ein falsches Signal und führen zu Verlierern auf beiden Seiten des Atlantiks, wie auch die Vergangenheit schon bewiesen hat", betont die US-Handelskammer in Österreich und hofft auf den "Sieg der Vernunft" in den Verhandlungen zwischen der EU und den USA.
Bei Eisen und den daraus erzeugten Produkten zeigt sich in der Handelsstatistik zwischen Österreich und den USA ein ambivalentes Bild: Geht es um Roheisen, importiert Österreich mit Waren im Wert von 107 Mio. Euro deutlich mehr als es exportiert (38 Mio. Euro). Geht es hingegen um verarbeitete Bleche und Rohre liegen die Exporte Österreichs mit 107 und 210 Mio. Euro stark über den Werten der Importe aus den USA (0,4 und vier Mio. Euro). Bei den Firmen, die hinter diesen Zahlen stehen dürfte es sich vor allem um die Voest und Schoeller Bleckmann Oilfield handeln. Letztere liefert ja Rohre für die US-Bohrindustrie. APA/HANS KLAUS TECHT
Wie auch überhaupt die Handelsstatistik interessante Hinweise auf konkrete im Export erfolgreiche heimische Unternehmen gibt. So ist mit einem Export-Volumen von 795 Mio. Euro der Bereich alkoholfreie Getränke die stärkste Einzelposition in den Daten der Statistik Austria. Man kann annehmen, dass hierbei vor allem Red Bull ein Treiber der Zahlen ist. Zum Vergleich: Aus den USA wurden lediglich Getränke im Wert von 0,4 Mio. Euro importiert. Fabry
Ebenfalls stark in der Statistik kommen Autos vor. Beim Export von Verbrennungsmotoren liegt Österreich mit 784 Mio. deutlich über den 70 Mio. Euro, die aus den USA importiert werden. Der wahrscheinliche Grund? BMW baut seine X-Modelle in den USA. Die dazugehörigen Diesel-Motoren stammen großteils aus dem Motorenwerk in Steyr. (c) BMW.at
Wenn es jedoch um ganze Fahrzeuge geht, ist die Bilanz relativ ausgeglichen. Einem Exportvolumen von 670 Mio. Euro stehen Importe von 514 Mio. Euro entgegen. Fabry
Anders sieht die Sache jedoch bei Motorrädern aus. Den Exporten von 249 Mio. Euro stehen Importe von lediglich 27 Mio. Euro entgegen. Es fahren halt doch lieber Amerikaner auf einer KTM aus dem oberösterreichischen Mattighofen als Österreicher auf einer Harley Davidson, die in Milwaukee (Wicsonsin) zusammengeschraubt werden. GEPA pictures
Aber auch bei anderen Fahrzeugen hat Österreich die Nase vorn - etwa bei "Hebe- und Fördervorrichtungen" also Kränen. Während aus Österreich Waren im Wert von 237 Mio. Euro exportiert wurden, kamen nur Waren im Wert von fünf Mio. Euro aus den USA nach Österreich. Auch hier hat dieser Exportüberschuss wohl einen Namen. Und zwar den des Salzburger Kranherstellers Palfinger. APA
Doch in welchen Bereichen sind die Amerikaner eigentlich stark im Handel. Einen deutlichen Überhang gibt es bei Medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Hier importiert Österreich mehr als zwei Milliarden aus den USA. Dagegen machen sich die heimische Exporte von ebenfalls 506 Mio. Euro deutlich kleiner aus. Und auch bei chemischen Erzeugnissen liegen die Importe über den Exporten. dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel
Stark sind die USA naturgemäß auch bei Flugzeugen und dazugehörigen Teilen. Waren im Wert von 225 Mio. Euro wurden im Vorjahr unter diesem Stichwort nach Österreich importiert. Doch überraschenderweise liegen auch hier die heimischen Exporte mit 290 Mio. Euro darüber. FACC und Diamond Aircraft lassen grüßen. (c) FACC
Ebenfalls eine starke Duftmarke in der Handelsstatistik hinterlässt der Pistolenhersteller Glock. Waffen und Munition im Wert von 295 Mio. Euro wurden 2017 aus Österreich in die USA geliefert. In die Gegenrichtung kamen lediglich Waren im Wert von neun Mio. Euro. EPA
Die Statistik zeigt aber auch, dass es in den USA anscheinend deutlich mehr Numismatiker gibt als in Österreich (was aufgrund der Größe des Landes nicht überraschen sollte). So wurden mit 35 Mio. Euro auch mehr Goldmünzen ex- als importiert (24 Mio. Euro). In Gewicht ausgedrückt waren das fast 38.000 Kilogramm. APA/HANS KLAUS TECHT
Red Bull, Glock und KTM - Österreichs Außenhandel mit den USA
"Wurde unter der vorigen US-Administration noch über ein umfassendes transatlantisches Freihandelsabkommen verhandelt, so sind diese Bestrebungen nicht nur zum Stillstand gekommen, die Stimmung hat sich vielmehr radikal gewandelt", heißt es in der Aussendung weiter.
USA zweitwichtigster Handelspartner für Österreich
Österreich sei, wie alle EU-Staaten betroffen. Jeder zweite Job in Österreich hänge direkt oder indirekt vom Export ab. Die USA seien nach Deutschland der zweitwichtigste österreichische Handelspartner. Im letzten Jahr konnten die Exporte in die USA um acht Prozent gesteigert werden, wird betont.
Auch wenn Österreichs Stahlindustrie mit Produktionsstätten in den USA gut aufgestellt sei, seien die Unternehmen zumindest über indirekte Auswirkungen negativ betroffen und daher zu Recht besorgt.
"Heute mehr denn je fordern wir den Abbau von Handelshemmnissen, zum Wohl nicht nur der österreichischen Wirtschaft, sondern auch zum Wohl der USA sowie der globalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig tragfähige Freihandelsabkommen sind", betont AmCham Austria-Präsidentin Sandra Kolleth.
Die EU führt im Handelsstreit mit den USA ab Donnerstag Schutzmaßnahmen gegen Stahlimporte ein. Die Industrie soll so vor schwerwiegenden Marktverzerrungen geschützt werden.
Europas Handelsüberschüsse treiben den US-Präsidenten weiter um. "Es ist schrecklich, was sie mit uns machen", klagt Donald Trump. "Sie behandeln uns sehr ungerecht."
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