Casinos-Chef mit Rekord unzufrieden

Mit dem Geschäftsverlauf ist Casag-Boss Alexander Labak noch lang nicht zufrieden.
Mit dem Geschäftsverlauf ist Casag-Boss Alexander Labak noch lang nicht zufrieden. (c) APA/ROBERT JAEGER
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Alexander Labak macht in einem Brief an die 4200 Mitarbeiter einen Rundumschlag und entschuldigt sich gleichzeitig für seinen "fordernden" Führungsstil.

Wien. Beim Black Jack, so heißt es, gewinnt immer die Bank. Zumeist jedenfalls. Und bei den Casinos Austria (Casag)? Da knackt der Staat den größten Jackpot: Das Rekordjahr 2017 des Glücksspielkonzerns mit einem Nettogewinn von 101 Mio. Euro brachte mit 621,84 Mio. Euro auch einen Höchstwert an Steuern, Abgaben und Sozialversicherungsbeiträgen. Aber auch die Spieler naschten kräftig mit: Von den Spielerlösen und Wetteinsätzen, die von 3,885 auf 4,022 Mrd. Euro stiegen, wurden 2,738 Mrd. Euro ausgeschüttet.

„Die positive Geschäftsentwicklung unterstreicht die Stärke unserer Gruppe. Unser Erfolg basiert darauf, dass wir bei unseren Gästen und Spielteilnehmern mit stets frischen Ideen attraktiv bleiben. Weiters konnten wir durch die Optimierung von Prozessen unsere Kosteneffizienz verbessern“, liess Casag-Boss Alexander Labak per Aussendung wissen. Das ist freilich die offizielle Lesart.

Denn in einem Brief an die Mitarbeiter schlägt der General ganz andere Töne an: Mit dem Geschäftsverlauf ist Labak noch lang nicht zufrieden. Die Besucherzahlen in den zwölf österreichischen Casinos entwickelten sich „derzeit nicht nach Wunsch“ (2017 fiel die Zahl von 3,01 auf 2,85 Millionen), mit den Lotterieprodukten würden jüngere Menschen „unzureichend“ erreicht und bei den Video Lottery Terminals hinke die Profitabilität hinterher, zitiert die APA aus dem Schreiben. Auch im Onlinebereich hinke die Casag nach.

Das ist freilich nicht alles: Labak, der vom Casinos-Zentralbetriebsrat für sein Verhalten gegenüber Mitarbeitern und auch Führungskräften scharf kritisiert worden ist und wegen des geplanten Verkaufs des Auslandsgeschäfts CAI im Schussfeld steht, räumt ein, er habe sich in den vergangenen Monaten „erst ein wenig einleben“ müssen. „Ich habe euch mit Fragen gelöchert, Reviews angesetzt, Aussagen und Pläne hinterfragt und euch Dutzende Aufträge mitgegeben mit der Bitte um rasche Umsetzung.“ Die Zeit habe natürlich nie gereicht und die „Hitze des Gefechts“ sei manchmal groß gewesen. „Mein doch recht direkter, informeller und fordernder Führungsstil war für den einen oder anderen eine bisher vielleicht ungewohnte Art, mit einem ,Herrn Generaldirektor‘ zu interagieren“, resümiert Labak. Seine Schlussfolgerung: Um die notwendigen Veränderungsprozesse erfolgreich zu begleiten, „wäre manchmal etwas mehr Gelassenheit und etwas weniger Aufmerksamkeit auf das, was so in der Zeitung steht, durchaus hilfreich“.

Ganz Unrecht hat Labak – er gilt als Vertrauter des größten Casag-Aktionärs, der tschechischen Sazka-Gruppe – nicht, was die Zahlen betrifft: Das Betriebsergebnis der zwölf Spielbanken fiel von 29,99 auf 18,70 Mio. Euro. In der noch von Labaks Vorgänger, Karl Stoss, sanierten Auslandstochter fiel das Betriebsergebnis von 34,79 auf 15,94 Mio. Euro. Cashcow waren wiederum die Lotterien, die ihr Nettoergebnis von 67,70 auf 69,78 Mio. Euro steigern konnten. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2018)

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