Der Beirat, der neue Berater

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Gremien. Anders als Aufsichtsräte sollen Beiräte nicht kontrollieren, sondern Coaches, Mediatoren, Sparringpartner und Ratgeber sein, sagt Aufsichtsratsexperte Josef Fritz.

Viel hat sich bei den Familienbetrieben in den vergangenen Jahren getan. War es vor einiger Zeit für familienfremde Personen so gut wie unmöglich, in eine Führungsposition zu kommen, sieht das heute ganz anders aus. Externe mit CEO-Aufgaben zu betrauen ist keine Ausnahme mehr.

Die Ausnahme aber sei, einen Beirat für das Familienunternehmen einzurichten. Anders als in Deutschland, wo 74 Prozent der Unternehmen über ein derartiges Gremium verfügten, sagt Josef Fritz, geschäftsführender Gesellschafter von Board Search und ausgewiesener Aufsichtsratsexperte. Ohne dass der Beirat die essenziellen Dinge berührt, die der Familie vorbehalten bleiben sollen.

Aufgabe des Beirats sei eben gerade nicht, Aufsicht zu führen, sondern als unabhängiger Ratgeber zu agieren. Doch damit nicht genug: Beiräte, sagt Fritz, könnten und sollten auch als Coaches, Mediatoren und Sparringspartner auftreten. Und zudem neue, externe Sichtweisen einbringen: „Beiräte sollen helfen, das Unternehmen zu entwickeln und zu fördern.“

„Die Person muss zur Familie passen“

Aus drei bis fünf Personen bestehen Beiräte idealerweise, und ihre Zusammensetzung sollte keineswegs zu statisch gedacht werden: Je nach Bedarf könnten Personen rollierend dazukommen bzw. ausscheiden, sagt Fritz. Wichtig sei neben aller Fachkompetenz: „Die Person muss zur Familie passen.“ Andernfalls sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rat auch angenommen werde, gering.

Mindestens einmal im Quartal sollte der Beirat seinen Aufgaben nachkommen. Zu Beginn seiner Tätigkeit auch öfter, nämlich monatlich. Dann ergebe sich eine gewisse Eigendynamik und ein gutes Zusammenspiel, weiß Fritz aus der praktischen Erfahrung.

Natürlich können auch börsenotierte Unternehmen, Stiftungen, Unternehmen der öffentlichen Hand und Non- bzw. Social-Profit-Organisationen von einem Beirat profitieren. Ganz explizit aber rät Fritz Start-ups dazu, einen Beirat zu bestellen: Er könne bei der Weiterentwicklung helfen, denn idealerweise bringen Beiräte ein großes Netzwerk mit. An die Stelle von Entgelt trete dann etwa die Möglichkeit, sich an dem jungen Unternehmen zu beteiligen – und diese erfahre günstigenfalls eine Wertsteigerung.

Guter Rat darf etwas kosten

Inhaltliche Unterstützung erhielt Fritz vergangenen Mittwoch von Wilfried Sihn, Geschäftsführer von Fraunhofer Austria Research und Professor an der TU Wien. Beim „Forum Aufsichtsrat“, veranstaltet von Board Search, Binder Grösswang und ÖPWZ, meinte er: „Beiräte und Aufsichtsräte müssten viel mehr Geld verdienen.“ Nicht nur, weil die Entlohnung dafür nicht adäquat sei. „Nur wenn ein Gremium richtig Geld kostet – sodass es dem Eigentümer wehtut –, dann werden Sitzungen professionell vorbereitet. Wenn Sie Kapazunder im Gremium haben, dann fragen Sie sie gezielt und nutzen deren Expertise.“ (mhk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2018)

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