Glosse

Verantwortlich sind allemal die Chefs

Fakten gegen Esoterik beim Spital Nord.

Die Schrecksekunde hat mehrere Tage gedauert. Dann ging die zuständige Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger in eine große Medienoffensive: Man sei empört. Von der Beauftragung eines „Bewusstseinsforschers“ um 95.000 Euro für die „energetische Reinigung des Spitals“ habe niemand in der Führung gewusst. Die zuständige Spitzenbeamtin habe das nie erwähnt. Politik und KAV-Führung seien entsetzt, einer Spitzenbeamtin müsse man aber schon vertrauen.

Durch diesen „Spin“ soll der Eindruck erweckt werden: Die zuständige Gesundheitsstadträtin ist das eigentliche Opfer dieser Causa. Ebenso die KAV-Führung. Denn schuld sind ausschließlich esoterische Beamte, die die Führung leider nicht informiert hatten.

Wer in diesem Fall tatsächlich die Verantwortung trägt, das soll nun ein U-Ausschuss klären, der überraschend von Rot-Grün am Dienstag beschlossen wurde. Damit sich das (Selbst-)Mitleid bis zur Klärung in Grenzen hält, ein paar Fakten: Das Opfer ist nicht die Gesundheitsstadträtin, sondern es sind die Steuerzahler, die einen völligen Unfug finanzieren mussten. Die Verantwortung, wer in Spitzenpositionen tätig ist, liegt aber bei der Stadträtin.

Bürgermeister Michael Häupl hat einst schon bei anderer Gelegenheit formuliert: „Verantwortlich sind allemal die Chefs.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2018)

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