Acht Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche

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Zwei Personen - es handelt sich um Laien - wurden vom Dienst suspendiert. Gegen sie ermittelt die Justiz. Die anderen sechs Fälle sind juristisch verjährt. Die Kirche versucht, auch in diesen Fällen Hilfe zu leisten.

WIEN. Die USA, Irland, zuletzt Deutschland: Immer neue Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftigen die Öffentlichkeit und drängen Papst Benedikt XVI., derartige Vorkommnisse wieder und wieder zu verurteilen. Und Österreich? Da herrscht Ruhe. Dabei existieren in allen Diözesen Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester oder Laien. Und es wurden im Vorjahr acht Fälle sexuellen Missbrauchs nachgewiesen, wie die „Presse" in Erfahrung brachte.

Alle wurden in der Erzdiözese Wien bearbeitet. In sechs Fällen ist das Delikt nach staatlichem Recht verjährt. Zwei Mitarbeiter wurden angezeigt, die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Beide sind Laienangestellte der Erzdiözese Wien (also keine Priester) und derzeit vom Dienst suspendiert. Die zwei Opfer sind Mädchen. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes wurden in ganz Österreich im selben Zeitraum 510 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs außerhalb der katholischen Kirche eingebracht.

Verjährung tritt bei sexuellem Missbrauch nach fünf, bei schwerem sexuellen Missbrauch nach zehn Jahren ein. Seit Mitte 2009 beginnt diese Frist mit Erreichung des 28. Lebensjahres zu laufen. Wie Johannes Wancata, der Leiter der Wiener Ombudsstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche, im Gespräch mit der „Presse" betont, lasse er eine Causa aber auch beim Vorliegen einer Verjährung nicht auf sich beruhen. In einem der sechs gesetzlich verjährten Fälle von 2009 ging es um einen bereits verstorbenen Priester, ein anderer blieb im Ausland unauffindbar. In den übrigen vier Fällen des Vorjahres waren die Täter bereits in Pension, es gab teilweise Gespräche zwischen Tätern und Opfern und/oder Zahlungen für eine Psychotherapie.

Wancata, im Brotberuf Universitätsprofessor für Psychiatrie: „Wir tun nichts gegen den Willen der Opfer und garantieren ihnen absolute Anonymität." Daher könne er zu den einzelnen Missbrauchsfällen auch keine näheren Angaben machen. Und weiter: „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir als Feigenblatt missbraucht werden. Vonseiten der Kirche wird sehr klar und schnell reagiert, die Kooperation mit der Erzdiözese läuft optimal." Bei der Prävention sieht er Verbesserungsbedarf. Vorträge für Theologiestudenten und Fortbildungskurse für Priester gebe es derzeit noch nicht in ausreichender Zahl. Hier verspricht er aber einen Ausbau.

Erhebungen in Salzburg

Anlaufstellen für Opfer in den anderen Diözesen hatten nach deren Angaben im Vorjahr keine bisher nachgewiesenen Fälle sexuellen Missbrauchs zu verzeichnen. In Salzburg laufen jedoch noch Erhebungen gegen einen Ordenspriester. 2005 wurde ein Benediktiner in Salzburg verurteilt, der nicht mehr in der Seelsorge tätig ist. Gleichfalls vor einigen Jahren haben sich zwei Kärntner Priester des sexuellen Missbrauchs als schuldig bekannt. Die Taten waren nach staatlichem Recht verjährt. Mit dem Opfer wurde ein Vergleich geschlossen, die Frau erhielt von den Priestern privat, nicht aus den Mitteln der Diözese Gurk-Klagenfurt, eine Wiedergutmachungszahlung. Im Burgenland ist ein Priester, der 2008 suspendiert wurde, rehabilitiert. Nach Angaben von Peter Miscik, dem Experten der Diözese, hat sich der Verdacht gegen den gebürtigen Nigerianer nicht bestätigt. Er leitet heute eine Pfarre.

Auf einen Blick

■ Sexueller Missbrauch. Achtmal ist im Vorjahr in Österreich ein Fall sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche aufgedeckt worden. Sechs Fälle sind juristisch verjährt, zwei Verfahren gegen Laien-Angestellten der Erzdiözese Wien laufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2010)

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