Der Mann, der das Ende der chinesischen Führung prophezeit

Li Minqi war wegen der Beteiligung an den Tian’anmen-Protesten inhaftiert.
Li Minqi war wegen der Beteiligung an den Tian’anmen-Protesten inhaftiert.(c) Clemens Fabry
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Der Marxist Li Minqi wirft Peking vor, den „Weg des Kapitalismus“ eingeschlagen zu haben. So könne die Regierung nicht überdauern.

Wien. „Ich gehöre zur Generation 1989“, schreibt Li Minqi in einem seiner Bücher. „Aber im Gegensatz zum Rest meiner Generation habe ich den Weg von der Rechten zur Linken, von einem ,neoliberalen‘ Demokraten zu einem revolutionären Marxisten vollzogen.“ Der 49-Jährige ist ein scharfer Kritiker der chinesischen Führung unter Xi Jinping. Von den Verheißungen des Staats- und Parteichefs von einem chinesischen Traum hält er nichts. Sozialismus mit chinesischen Charakteristika? „Das ist nur Tarnung für die aktuelle kapitalistische Realität“, meint der Ökonom an der Universität Utah.

Seinen Sinneswandel vollzog der Wahl-Amerikaner im Zuge der Demokratie-Proteste am Tian'anmen-Platz 1989, für die er zwei Jahre im Gefängnis saß: Die Studenten forderten ein Ende des Sozialismus. Er sei ungerecht und ineffizient. Tausende Arbeiter strömten zur Unterstützung der Intellektuellen auf die Straße. Doch, fragte sich Li: „Wissen diese Leute überhaupt, wen sie unterstützen?“ Denn die Reformforderungen der Studenten fußten auf der Überzeugung, dass die Arbeiter die „faulen Profiteure“ der Planwirtschaft seien.

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