Schöner leben und feiern

Silvia Gattin (l.), und Maryam Yeganehfar teilen sich in der Hollandstraße einen gemütlichen Concept Space.
Silvia Gattin (l.), und Maryam Yeganehfar teilen sich in der Hollandstraße einen gemütlichen Concept Space.(c) Clemens Fabry
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Maryam Yeganehfar plant Events, Silvia Gattin verkauft Schönes von ihren Reisen – und im gemeinsamen Concept Space entstehen neue Ideen.

Schon das Kennenlernen der beiden ist eine schöne Geschichte. Sie habe, erzählt Maryam Yeganehfar, einen Artikel über Silvia Gattin und ihre Produkte gelesen. „Sie hat so sympathisch ausgesehen, also bin ich auf ihre Homepage gegangen und habe mir dann gedacht, ich muss ihr schreiben.“ Der erste Besuch in Gattins Showroom wegen eines indischen Kleides dauerte eineinhalb Stunden, dem folgte der erste Kaffee, das erste Mittagessen, das erste Bier.

Was wie eine Liebesgeschichte klingt, ist der Werdegang einer Freundschaft, die durch die heutige Geschäftsbeziehung der beiden allenfalls nur noch enger geworden sei, versichern die zwei. Seit genau einem Jahr betreiben Eventplanerin Yeganehfar und Gattin einen gemeinsamen Concept Space in der Hollandgasse unweit des Donaukanals. Teils Büro, teils Boutique (und im hinteren Teil eingemietetes Yogastudio), ist er mehr als nur geteilte Kosten. Man wandert hier wie durch ein gemütliches „Schöner Leben“-Heft, die Küche der beiden (mit selbst entworfenen, in Marokko geflochtenen Lampen) wurde schon für ein Café gehalten. Sie müssten sich ohnehin endlich eine g'scheite Kaffeemaschine besorgen, finden die beiden.

Von einer „Niederlage“, wie auf der Fassade steht – Relikt einer Lederwarenfabrik, die hier eine Niederlassung hatte – kann also keine Rede sein. Vielmehr glauben die beiden, dass solche Konzepte die Zukunft sind. „Es ist eine Bereicherung für beide“, sagt Yeganehfar, „obwohl unsere Geschäftsbereiche nichts miteinander zu tun haben.“

Wobei, so ganz stimmt auch das nicht. Schon vor vier Jahren haben die beiden begonnen, den gemeinsamen halbjährlichen Mini-Designmarkt „Evening of Dinky Delights“ zu veranstalten, ursprünglich im Guest House, mittlerweile in den eigenen Räumen. Für Gattin, die zuvor vor allem online verkauft hat, ist es „schön zu sehen, dass der stationäre Handel wichtig ist“.

Nach einem Wirtschaftsstudium, zwei Jahren in der Personalberatung und einer Kündigung samt Flucht nach Indien wurde sie dort von ihrer Liebe zu Stoffen und Farben eingeholt; sie ließ sich aus einem alten Sari ein Kleid machen, „ab da hat sich alles gefügt“. Heute verkauft sie Schuhe und Blusen, Schmuck und Keramik, Pölster und Decken, die sie auf ihren vielen Reisen entdeckt und zum Teil nach ihren eigenen Vorstellungen fertigen lässt. „Ich finde den Aspekt der Handarbeit so wichtig, und dass das Wissen darüber in diesen Ländern nicht verloren geht.“

Ein Klassiker sind ihre Boots mit eingearbeitetem Kelim-Teppich; ähnliche, erzählt sie, habe sie in Marrakesch entdeckt; als Fan von Cowboystiefeln habe sie sich eine andere Form gewünscht, der Schuster arbeitet für sie nun mit eigenen Leisten. Überhaupt ist Marrakesch, die Stadt der Geschichtenerzähler, einer der Lieblingsorte der beiden, auch wenn sie mit Empfehlungen vorsichtig geworden sind: „Das hängt sehr von der eigenen Wahrnehmung ab.“ Auch Yeganehfar erinnert sich gern an eine gemeinsame Souk-Tour, durch Winkel und über Leitern, auf Mission für die perfekten Sandalen.

Pläne für einen Food-Markt

Aus Südafrika haben die beiden die Begeisterung für Kapstadts Lebensmittelmärkte mitgebracht, die sie nun in ein eigenes Projekt gießen wollen. Überhaupt hat Yeganehfar als Expertin für das Schaffen von temporären Räumen ihre Liebe zum Beständigen entdeckt – ihr Ausstattungskonzept für ein neues Restaurant ist allerdings noch nicht spruchreif. Fast hätte sie dafür mit Gestalter Andi Lackner zusammengearbeitet, ihrem Wiener Idol. Ihre Agentur Yamyam hat sie seit zehn Jahren. Party dazu gebe es allenfalls erst nächstes Jahr. „Ich feiere selbst auch nur meine ungeraden Geburtstage.“

AUF EINEN BLICK

Maryam Yeganehfar wurde im Iran geboren und lebte lang in Los Angeles; mit ihrer Agentur YamYam organisiert sie Corporate Events, Hochzeiten (zuletzt etwa mit Herz und Bett im Kornfeld), daneben kocht sie leidenschaftlich (regelmäßig auf einem Yoga-Retreat) und fotografiert – zuletzt auch für zwei Kochbücher, „Suppito in a bowl“ und „Rose, Schwein und Feigenblatt“.

Silvia Gattin verkauft in ihrer Boutique handgefertigte Mode und Einrichtungsstücke, die sie auf Reisen entdeckt bzw. anfertigen lässt. Concept Space, Hollandstraße 9, 1020 Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2018)

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