Jetzt ist es amtlich: Gender-Unrecht gegen Männer

Wie diese Art von "Frauenemanzipation" sich selbst unglaubwürdig macht.

Wunderbar: Endlich hat ein Mann ein Verfahren wegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bei einer Stellenbesetzung gewonnen! Es trübt meine Freude zwar, dass damit ein Germanen-Burschenschaftler dem Staat mehr als 300.000 Euro abknöpft, aber die Verursacherinnen dafür sitzen woanders. Es ist auch keine Überraschung, dass ein „Rechtsrechter“ aus der FPÖ ein solches Verfahren führt und sich antut: Schließlich kann er von genderbewegten Frauen nicht mehr zu Unrecht ins rechte Eck gestellt werden.

In meinem Widerstand gegen die ungerechtfertigte Bevorzugung von Frauen an der Universität habe ich mir sehr schnell die bösartige Unterstellung zugezogen, ich wäre „frauenfeindlich“. Insgesamt haftet dem Einsatz für Männerrechte (eigentlich ja nur das Pendant zu Frauenrechten!) sehr schnell der Verdacht rückwärtsgewandter Männerseilschaften an!

Auch wer das ganze politische Leben für „fortschrittliche“ Ziele eingetreten ist, muss sich beim Einsatz für Männerrechte schnell als rechtslastiger „Maskulist“ verunglimpfen lassen (wobei auch „Maskulismus“ eigentlich nur das Pendant zum „Feminismus“ ist).

Universitäten als guter Boden

Die Universitäten, die ich kenne, scheinen für eine sachlich nicht gerechtfertigte Bevorzugung von Frauen (ohne gleiche Qualifikation – ansonsten regelt das ja das Gleichbehandlungsgesetz) trotz Bewerbung besser qualifizierter Männer ein besonders guter Boden zu sein. So bewerben sich manche Männer auch gar nicht mehr, wenn sie von bestimmten Bewerberinnen wissen; oder sie ziehen sich aus dem Verfahren zurück, weil sie sowieso mit einer „Gender-Besetzung“ rechnen.

Besonders in Fällen, bei denen rein interne Kommissionen die angebliche Bessergeeignetheit einer Frau aus den eigenen Reihen (!) – und sei es einstimmig! – feststellen, fragt man sich, warum nicht das Naheliegendste, nämlich neutrale externe Gutachten für interne Bewerbungen, eingeholt werden, was der Rektor natürlich könnte.

Jahrhundertealte Seilschaften

Es liegt auf der Hand, dass solche Regelungen akademisch unwürdige Seilschaften begünstigen und deshalb abgeschafft gehören. Diesem Einwand wird oft entgegengehalten, die Männer hätten ihre Seilschaften auch jahrhundertlang gepflegt! Das stimmt leider – aber: Ist das eine seriöse Antwort unter dem Banner neuer Geschlechtergerechtigkeit?

Und was ist mit der Unileitung – letztlich beruft ja der Rektor? Nun, Rektoren können führungsstark oder -schwach sein; oder das Fach, um das es geht, ist ihnen wurscht, sodass sie von Seiten der Gleichbehandlungsgremien lieber keine Kritik riskieren. Auch dies ist eine akademisch wahrhaft „optimierbare“ Haltung.

Zurück zum Anfang: Ich meine, dass diese Art Ungleichbehandlung von Männern nicht nur dem Anliegen von Frauen enorm schadet. Oft sagen selbstbewusste Frauen deshalb, dass sie keine „Gender-Stelle“ möchten und nicht notwendig haben. Auf Männerseite scheint derartige politische overcorrectness aber noch folgenreicher: Die Männervergraulung lässt die betroffenen Männer vielfach tatsächlich zu rechtem Populismus tendieren.

Nicht umsonst sind die Arme rechter Führer für „frustrierte“ Männer stets weit offen. Ich hoffe deshalb, dass dieses Urteil die Tür aufmacht auch für „kritische“, engagierte Männer, sich gegen sachlich ungerechtfertigte Stellenvergaben zu wehren. Nicht nur wegen des Geldes, sondern um diesen letztlich auch frauenfeindlichen Missstand abzustellen. In Erwartung der erwähnten Angriffe . . .

Univ.-Prof. i. R. Dr. Dr. h.c. Josef Christian Aigner (* 1953) ist Psychoanalytiker und Sexualtherapeut in Innsbruck.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2018)

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