Schweden erwägt staatliche Kryptowährung

Die schwedische Zentralbank nämlich prüft seit 2017 intensiv die Einführung einer Kryptowährung.
Die schwedische Zentralbank nämlich prüft seit 2017 intensiv die Einführung einer Kryptowährung.(c) REUTERS (TT News Agency)
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Schweden könnte schon in drei Jahren die erste bedeutende Wirtschaftsnation weltweit mit einer staatlichen Kryptowährung sein.

Stockholm. Kaum eine Nation ist in Sachen Bargeld so praktisch veranlagt wie Schweden. Bereits 1661 führte das Königreich als erstes Land in Europa Papiergeld ein. Inzwischen ist Schweden auch das Land weltweit, in dem am wenigsten Bargeld genutzt wird. Und schon in wenigen Jahren sollen Scheine und Münzen nahezu vollständig ausgemerzt sein. Die schwedische Zentralbank nämlich prüft seit 2017 intensiv die Einführung einer Kryptowährung.

Ende 2018 soll ein Bericht dazu veröffentlicht werden. Sollte der positiv ausfallen, könnte das Land schon 2019 mit einem begrenzten Pilotprojekt die E-Krone testen, sagt Gabriela Guibourg, Chefanalystin für Bezahlmethoden bei der Riksbank, im Gespräch mit der „Presse“. Schwedens Zentralbank könnte die erste bedeutende Zentralbank weltweit werden, die eine staatliche Kryptowährung einführt. Die Zeichen mehren sich dafür, dass es so kommen wird. „Vor etwa 350 Jahren haben wir große Kupfermünzen durch Scheine ersetzt. Nun können Scheine mit elektronischen Scheinen und Münzen ersetzt werden“, sagte Zentralbankchef Stefan Ingves der Zeitung „Sydsvenskan“.

An Bitcoin angelehnt

Technisch lehnt sich die geplante E-Krone an die Bitcoins an. Um die Fälschungssicherheit zu garantieren, soll sie wie Bitcoins auf den sogenannten Blockchains basieren. Jeder neue Eigentümer einer E-Krone hinterlässt damit eine Signatur.

Aber warum braucht es überhaupt eine E-Krone? „Wenn es kaum noch oder gar kein Bargeld mehr gibt, muss der Grundauftrag der Zentralbank, Marktakteuren einen risikofreien Zugang zu Zahlungsmitteln zu garantieren, überdacht werden. Deshalb die E-Krone“, erklärt Analystin Guibourg,

Ihr zufolge soll es sich bei der E-Krone möglicherweise um eine Grundplattform handeln, an die sich alle Akteure – Banken, Firmen, Privatpersonen und Behörden – bei der Zentralbank anschließen können. Ein Verbraucher könnte eine elektronische Geldbörse bei der Riksbank eröffnen. Akteure könnten dann über ihre Geldbörsen miteinander bei der Riksbank Geld austauschen. Geldversender und -empfänger wären dann wie bei Überweisungen namentlich identifizierbar. Für Kriminelle, Terroristen und Steuerflüchtige könnte es dann möglicherweise schwieriger werden, anonym zu agieren. Neben der elektronischen Geldbörse sei auch eine anonyme Form für „geringere Geldsummen“ angedacht, so Guibourg.

E-Krone hat stabilen Wert

Auch könne man ihr zufolge mit der E-Krone eine marktunabhängige Plattform anbieten, die Banken, aber eben auch andere Akteure nutzen können. Ein privates Unternehmen könnte sich an die E-Krone anschließen und seine Bezahlungen darüber abwickeln. Das Geschäft der Großbanken werde das aber nicht bedrohen, so Guibourg. „Sie werden ihre Geschäftsmodelle anpassen.“

Zudem könne die E-Krone als Alternative dienen, wenn etwa durch eine Krise das Bankensystem oder das Internet ausfällt. Zentralbankchef Ingves betonte, dass physisches Geld bei einer möglichen Einführung der E-Krone in „drei bis vier Jahren“ nicht völlig abgeschafft werden soll. „Wenn die Stromzufuhr zusammenbricht, sind elektronische Zahlungen nicht mehr möglich. Um auf alles vorbereitet zu sein, brauchen wir weiterhin Scheine und Noten, die ohne Elektrizität funktionieren“, sagte er.

Anders als Bitcoin soll mit der E-Krone übrigens nur in Schweden bezahlt werden können. „Die E-Krone ist ja wie die Krone, mit der kann man auch nur in Schweden bezahlen“, so Guibourg: Und sie habe einen stabilen Wert. Noch ist vieles unklar. „Wir haben keine Vorbilder, wenn es darum geht, wie genau wir die E-Krone gestalten sollen und welche Konsequenzen sie hat. Aber gar nichts zu tun ist für uns keine Option“, wenn das physische Bargeld verschwindet, so Vizezentralbankchefin Cecilia Skingsley zur „FT“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2018)

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