Facebooks Entschuldigung reichte einigen Werbekunden nicht

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Unternehmen wie die Commerzbank und Mozilla ziehen ihre Werbekampagnen zurück, um nicht zum Kollateralschaden in der Cambridge-Analytica-Causa zu werden. Ein Lippenbekenntnis mit Ablaufdatum.

Der Missbrauch von Daten hat Facebook schwer geschadet; zumindest was den Börsewert und das Image betrifft. "Es ist ein immenser Schaden für Facebook gewesen. Es wird eine massive Delle geben, die Mark Zuckerbergs Erklärung nicht beheben kann. Daraus wird eine Selbstbeschränkung resultieren. Danach geht aber die Datenparty weiter, einfach auf anderen Plattformen", ist Professor Gassmann von der Universität St. Gallen überzeugt.

Indes haben Commerzbank und Mozilla angekündigt ihre Werbeeinschaltungen zu stoppen, beziehungsweise zu "pausieren". Unternehmen haben kein Interesse daran, als Kollateralschaden mit in den Skandal gezogen zu werden. Deswegen lautet die Devise Distanz. Die britische Werbewirtschafts-Vereinigung ISBA, die tausende Marken vertritt, droht mit einer Stornierung von Werbung, aber nur falls ein Datenmisssbrauch nachgewiesen werde.

"Den Werbetreibenden ist die Kraft und die Macht der Plattform sehr bewusst und verzichten nur ungern auf die Effizienz und Effektivität bei Facebook-Werbung", ist Thomas Hutter, seines Zeichens Facebook-Marketing-Spezialist überzeugt. "Wer sich einigermaßen mit der Funktionsweise der Plattform auseinandersetzt, versteht die Zusammenhänge, die zum Datenmissbrauch durch Cambridge Analytica geführt haben", erklärt er weiter im Gespräch mit der "Presse".

"Wir User sind auch selbst verantwortlich"

User, egal ob als Konsumenten oder Werbetreibende, müssen sich über die Wirkungsweise von Facebook klar sein. "Ich glaube, die gesamte Krake schlingt sich immer enger. Jedoch sind wir User auch selbst verantwortlich. Wir sehen immer nur den kurzfristigen Nutzen der Datenhergabe, die langfristigen Kosten der Aufgabe von Privatsphäre werden in alle Regel vernachlässigt", sagt Gassmann.

Für den Fall, dass Facebook an Bedeutung verliert, hat Zuckerberg längst vorgebaut. Mit Instagram hält Facebook die Jungen und bei WhatsApp ist Jung und Alt. "Das muss man sich überlegen. Zuckerberg hat für jeden einzelnen WhatsApp-User 40 Dollar bei der Übernahme bezahlt. Schon da war klar, dass hinter den scheinbaren irrelevanten seichten Privatnachrichten ein viel tieferer Wert steckt", ist Gassmann überzeugt.

Obwohl der damalige Kauf der beiden Plattformen wohl eher aufgrund von Analysen erfolgte, dass Facebook innerhalb der nächsten drei Jahre die Menschen für ihre Plattform ausgehen könnten.

Facebook muss an seiner Glaubwürdigkeit arbeiten, zeigt sich Nikolaus Kawka von Zühlke Engineering überzeugt. Aber auch er glaubt, dass Facebook langfristig die Causa ohne größeren Schaden übersteht.

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