Niederlande: Hasch-Aktivist entsetzt Abgeordnete

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Symbolbild. (c) imago/ZUMA Press (Deleigh Hermes)
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Im Parlament sprang ein Drogenbefürworter von der Besuchertribüne mehrere Meter in die Tiefe. Er wolle auf seine Mission aufmerksam machen, sagte er.

Den Haag. Panik im niederländischen Parlament: Während einer schlecht besuchten Debatte zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität sprang ein Mann von der Besuchertribüne ins Plenum mehrere Meter in der Tiefe, während der Abgeordnete der rechtsliberalen Regierungspartei VVD, Arno Rutte, sprach. Der Mann wurde schwer verletzt.

Der Vorfall hatte sich schon am Donnerstag zugetragen. Rutte, nicht zu verwechseln mit Ministerpräsident Mark Rutte, war erst geschockt und rannte dann zu dem Mann, der am Boden lag. Sanitäter und die Polizei wurden gerufen. Bei dem Mann soll es sich um Hans K. aus Groenlo an der Grenze zu Deutschland handeln. Der 65-Jährige ist als Kämpfer für die Freigabe von Cannabis und Marihuana bekannt und hatte zuvor wochenlang aus Protest vor dem Haager Parlament für die Legalisierung dieser weichen Drogen gecampt.

Er schrieb auch einen Brief an Ministerpräsident Mark Rutte. Darin forderte er die totale Freigabe des Cannabiskonsums in den Niederlanden. Zudem hatte er zuvor auf Facebook gepostet, er werde wohl eine spektakuläre Aktion setzen müssen, um auf seine Sache aufmerksam zu machen. All das ist seltsam, denn obwohl Haschisch und Gras in den Niederlanden infolge völkerrechtlicher Verträge durchaus illegal sind, kann man es in Coffeeshops seit Langem rauchen und kaufen. De facto ist Cannabis legalisiert, weil die Polizei meist wegsieht. K. aber war gerichtlich wegen des Handels mit großen Mengen Cannabis verurteilt worden.

Eine sinnlose Aktion

Das Parlament dürfte noch vor Sommer ein Gesetz erlassen, wonach Hanfplantagen unter staatlicher Kontrolle für vorerst vier Jahre Drogen für Coffeeshops erzeugen dürfen. Das soll dem illegalen Handel schaden. Die Aktion von Hans K. ist daher unerklärlich. Gerüchten zufolge könnte er Suizid begehen oder dies vortäuschen wollen: Er hatte ein Seil um den Hals gebunden. Es ist aber zu lang oder nicht richtig an die Tribüne gebunden gewesen. Zyniker sagen, er sei high gewesen, als er von der Tribüne sprang. (htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2018)

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