Tesla-Chef Musk kehrt Facebook nach Datenskandal den Rücken

Elon Musk nahm die Facebook-Seiten des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX vom Netz
Elon Musk nahm die Facebook-Seiten des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX vom Netz(c) AFP (BRENDAN SMIALOWSKI)
  • Drucken

Elon Musk nahm die Facebook-Seiten des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX vom Netz.

Nach dem Datenskandal um Facebook und die Firma Cambridge Analytica kehren erste Unternehmen dem weltgrößten Online-Netzwerk zumindest zeitweise den Rücken. In der Nacht auf Samstag gingen die Facebook-Seiten des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX vom Netz.

Bereits zuvor kündigte Mozilla, der Entwickler des Webbrowsers Firefox, an, keine Werbung mehr auf Facebook zu platzieren, bis das Netzwerk seine Datenschutz-Einstellungen verbessert. Der Anbieter vernetzter Lautsprecher, Sonos, stoppt für eine Woche die Online-Werbung nicht nur bei Facebook, sondern auch bei der Fotoplattform Instagram, Google und Twitter.

Facebook versuche nun, hinter den Kulissen Werbeagenturen zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass die Daten ihrer Kunden sicher seien, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Personen. Das Online-Netzwerk mit über zwei Milliarden Nutzern verdient praktisch sein gesamtes Geld mit Werbeanzeigen.

Die neuerliche Kontroverse wurde durch die Enthüllung ausgelöst, dass sich die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica von einem App-Entwickler unberechtigt Zugang zu einigen Informationen von rund 50 Millionen Facebook-Nutzer besorgt hatte. Facebook wusste seit 2015 davon, gab sich aber mit der Zusicherung der Firma zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien. Die Nutzer wurden damals nicht informiert, was Facebook inzwischen als Fehler bezeichnet und nachholen will. Gründer und Chef Mark Zuckerberg betonte, dass die Software-Schnittstellen, die einer Umfrage-App einen so breiten Zugriff auf Nutzerdaten überhaupt möglich machten, bereits 2014 dichtgemacht worden seien.

Für viele Nutzer und Politiker brachte der Fall jedoch nach diversen früheren Datenschutz-Problemen bei Facebook das Fass zum Überlaufen. Bei Twitter macht seit Tagen der Hashtag "#deletefacebook" ("lösche Facebook") die Runde. Er wurde auch von WhatsApp-Mitgründer Brian Acton aufgegriffen, der seine Messaging-App einst für rund 22 Milliarden Dollar (17,8 Mrd. Euro) an Facebook verkauft hatte und bis vor kurzem dort auch beschäftigt war. Actons Tweet mit dem Hashtag und dem Aufruf "Es ist Zeit" war auch der Auslöser für das Verschwinden der Facebook-Seiten von Tesla und SpaceX.

Musk und Zuckerberg zerstritten

Nachdem der Chef beider Unternehmen, Elon Musk, Actons Tweet mit der Frage "Was ist Facebook?" kommentierte, wurde er von einem Nutzer aufgefordert, die Facebook-Präsenz von SpaceX zu löschen. "Wusste gar nicht, dass wir eine haben. Mach ich", twitterte Musk zurück. Daraufhin wurde er daran erinnert, dass es dann auch die Tesla-Seite treffen sollte. "Definitiv. Die sieht sowieso langweilig aus", reagierte Musk. Wenig später waren beide Seiten bei Facebook nicht mehr erreichbar.

Musk und Facebook haben eine schwierige Vorgeschichte. 2016 zerstörte die Explosion einer SpaceX-Rakete einen teuren Facebook-Satelliten. Zuckerberg zeigte sich damals öffentlich enttäuscht. Im vergangenen Jahr stritten die beiden Unternehmer zudem über die Risiken künstlicher Intelligenz. Musk warnt oft vor den Gefahren lernender Maschinen, Zuckerberg zeigt sich optimistisch und nannte Musks düstere Zukunftsszenarien "ziemlich unverantwortlich". Musk konterte bei Twitter: "Ich habe mit Mark darüber gesprochen. Sein Verständnis des Themas ist beschränkt."

Sonos will parallel zum einwöchigen Werbestopp ab Montag auch die Facebook- und Instagram-Auftritte abschalten. Dauerhaft werde man auf Werbung bei Online-Plattformen aber nicht verzichten. Sie seien ein "unglaublich effizienter Weg", Kunden zu erreichen. Mozilla schloss nicht aus, in der Zukunft wieder Werbung bei Facebook zu schalten, wenn das Online-Netzwerk wie von Zuckerberg versprochen den Datenschutz stärkt.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech

Russland hatte Zugriff auf Cambridge-Analytica-Daten

Russland hat in den US-Wahlkampf eingegriffen. Das bestätigte jetzt auch US-Präsident Donald Trump. Erstmals gibt es Beweise, dass die Verantwortlichen Zugriff auf die Daten der Datenanalyse-Firma hatten.
FBI und SEC wollen tiefer graben.
Tech

Untersuchung von Facebook-Datenskandal wird ausgeweitet

Die Börsenaufsicht SEC und FBI untersuchen den Cambridge-Analytica-Skandal. Der Schwerpunkt werde um Aktionen und Aussagen des Konzerns erweitert.
Facebook-Datenskandal

Cambridge Analytica wird geschlossen

Die Datenanalysefirma ist insolvent und wird "unverzüglich alle Tätigkeiten beenden". Das Geschäftsmodell sei nicht länger "rentabel". Sie war in die Schlagzeilen geraten, weil Daten von rund 87 Millionen Facebook-Nutzern abgeschöpft wurden.
Tech

Konkurs nach Datenskandal

Kundenschwund bei Cambridge Analytica.
Erste-Privatkunden-Vorstand Bosek.
Österreich

Die EU als Vorreiterin in Sachen Datenschutz?

Über den gläsernen Menschen, die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung und den jüngsten Facebook-Skandal wurde an der WU eifrig diskutiert. Erste-Vorstand Peter Bosek empfindet „Regulatorik erstmals als positiv“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.