Scheitern in den schönsten Farben

Haderers liebstes Bild.
Haderers liebstes Bild.(c) Haderer
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Er liebt das Detail und die Zerstörungskraft der sanften Pointe. Und den Schreckmoment am Telefon. Über 25 Jahre hat Gerhard Haderer für den deutschen „Stern“ gezeichnet.

Einmal einen Strand zu zeichnen, der auch so aussieht. Einmal einen Wald zeichnen, sodass man die Blätter fast riechen kann. Einmal 40° C im Schatten zeichnen können. All das ging mir als junger Cartoonist durch den Kopf, wenn ich Haderers Blätter bewunderte. Zu dieser Zeit war ich Praktikant bei Til Mette in New York, damals brauchte ich einen Zeichenstift und schwarze Tinte. Mir war schleierhaft, wie man solche Kunstwerke auch nur ansatzweise herstellt. Für viele Cartoons gilt der Spruch „It's the Think not the Ink“. Bei Haderer ist beides großartig.

2009 besuchte ich Haderer in seinem Atelier am Attersee, eines hat er noch in Linz. Er wechselt die Standorte je nach Laune. Ich erwartete eine große Werkstatt mit Pinseln, Eimern, Flecken und Spritzern, einen bis zum Dach vollgestellten Raum mit Leinwänden und Skizzenblättern, die verteilt an die Wände gepinnt sind. Haderer führte mich stattdessen in seine sehr ordentlich eingerichtete „Zeichenstube“ mit akkurat angeordneten Künstlerutensilien im zweiten Stock des Hauses. Dort sitzt er an einem Blatt, das etwas kleiner ist als ein DIN-A4-Papier. In bis zu zwölf Stunden wird er mit Buntstiften und Acrylfarbe und unglaublicher Präzision ein Kunstwerk erstellen. Als er noch für den „Stern“ zeichnete, saß er dort meistens von Samstag auf Sonntag. Montag war die absolute Deadline, er brauchte den Druck, um auf dem Blatt explodieren zu können.

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