Aufstieg aus der Reserve

Christoph Waltz
Christoph Waltz(c) APA/AFP/ANGELA WEISS (ANGELA WEISS)
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Die späte Star-Werdung von Christoph Waltz ist eine Ausnahme im Kinobetrieb – fußt aber nicht nur auf Glück.

Als Christoph Waltz 2009 mit seiner Darstellung des Bösewichts Hans Landa in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ Berühmtheit erlangte, war er 53. Ein kleines Hollywood-Wunder: Ältere Semester schaffen dort nur selten den Absprung Richtung Weltruhm. Den gebürtigen Wiener als Spätzünder zu bezeichnen, wäre dennoch vermessen. Im Grunde brannte er schon immer – es brauchte bloß jemanden, der sein Talent unter dem Scheffel der Fernsehkonfektionen hervorholte.

Hierzulande hätte man schon früh sein Potenzial erkennen können: 1981 spielte er in Ernst Josef Lauschers „Kopfstand“ einen Friseurlehrling, der nach einem Impulsauszucker von der Mutter in der Psychiatrie deponiert wird. Kritikerin Ilse Kümpfel-Schliekmann begeisterte sich für das frische „Depardieu-Gesicht“, doch der kometenhafte Aufstieg seines französischen Kollegen blieb Waltz verwehrt.

Reservebank. Trotz „Kopfstands“, trotz Max-Reinhardt-Seminars, trotz eines Abstechers nach New York zur Method-Actor-Schmiede Lee Strasbergs, trotz Auftritten im Burgtheater und im Schauspielhaus Zürich landete Waltz auf der Reservebank des öffentlich-rechtlichen Abendprogramms. Jahrelang würzten sein Sprachduktus und seine markante Mimik vor allem Krimi-Koteletts aus dem „Derrick“-, „Tatort“- und „Schimanski“-Fabrikat, verliehen Zeugen, Randfiguren und Verdächtigten mehr Charakter als gewohnt. In einer „Kommissar Rex“-Folge war Waltz der „Puppenmörder“, 1986 versetzte er den „Alten“ Siegfried Lowitz per Bauchschuss in den Ruhestand. („Einige sind mir dafür heute noch dankbar.“) Ein Jahr später sollte Waltz selbst als Wiener Inspektor Passini ermitteln. Gedreht wurde nur eine Episode: Rückblickend ein Glücksfall.

Periodisch gab es auch größere Angebote. Fans schätzen besonders „Du bist nicht allein – Die Roy Black Story“ (1996) über Aufstieg und Fall der Sechziger-Schlagerlegende. Über Arbeitsmangel konnte er sich nie beklagen, doch die entscheidende Öffnung ins Spitzenfeld wollte sich nicht auftun.

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