Der Präsident hatte ein eher unerquickliches Wochenende in seinem „Winter White House“ in Florida: Erst die Schülerproteste gegen das Waffenrecht und schließlich die Enthüllungen eines Pornostars in einem TV-Interview.
Wien/Washington. Der Präsident saß rund 1400 Kilometer Luftlinie entfernt von Washington, dem Zentrum des Ungemachs, in seinem „Winter White House“, seiner Ferienresidenz Mar-a-Lago im Millionärsdorado Palm Beach im „Sunshine State“ Florida. Nach einer weiteren turbulenten Woche, an deren Ende er seinen dritten Sicherheitsberater innerhalb von 14 Monaten berufen hatte, versuchte er sich bei einer Runde Golf – seinem liebsten Hobby – zu entspannen.
Was Donald Trump, ein bekennender TV-Junkie, hernach beim Fernsehkonsum zu sehen bekam, ließ seine Galle indessen hochsteigen. In Washington hatte sich am Samstagnachmittag eine halbe Million Menschen versammelt – und im Rest des Landes von Los Angeles bis nach New York – mindestens noch einmal so viele, um in Protestmärschen für ein schärferes Waffenrecht gegen die Waffenlobby NRA und indirekt auch gegen den Präsidenten zu demonstrieren, der in puncto Waffenkontrolle laviert.
„Genug ist genug“, lautete in Washington das Motto der Kundgebung, die die Schüler der Stoneman High School in Parkland, eine Autostunde südlich von Palm Beach, via soziale Medien initiiert hatten – mit finanzkräftiger Unterstützung von Promis wie Clooney, Spielberg oder Oprah Winfrey. „Marsch für unser Leben“, so nannten die Kids, die der mächtigen Waffenlobby das Fürchten lehren, ihre Protestaktion. „Niemals wieder“, hallte als Slogan rund ums Kapitol. Yolanda Renee King trat auf, die neunjährige Enkeltochter Martin Luther Kings – als Reverenz an dessen Rede „I Have a Dream“.
Am eindrucksvollsten war womöglich der Auftritt der 17-jährigen Emma González, die mit ihrer Wutrede nach dem Massaker in Parkland, der 17 ihrer Mitschüler zum Opfer gefallen waren, Berühmtheit erlangt hatte. „BS“, also „Bullshit“, schleuderte sie damals der NRA entgegen, die sie und ihre Mitstreiter prompt als elitär und abgehoben attackierten.
Nach ihrem kurzen Eingangsstatement schwieg sie jetzt in Washington quälend lange – exakt sechs Minuten und 20 Sekunden: so lange, wie das Valentinstag-Massaker in Parkland gedauert hatte. Dies sei erst der Anfang ihres Protests, versprachen die Redner von der Stoneman High School. Der NRA – und damit zum Gutteil auch den Republikanern – ist sieben Monate vor der Kongresswahl ein lautstarker Gegner erwachsen.
Auch Stephanie Clifford alias Stormy Daniels hat in den vergangenen Wochen von sich reden gemacht. Der Pornostar ist nicht länger gewillt, über seine Affäre mit Donald Trump zu schweigen, obwohl sie im Wahlkampf angeblich ein Schweigegeld von 130.000 Dollar kassiert hatte. Die 39-Jährige wittert das große Geschäft. In Shows in Strip-Clubs von Las Vegas bis Long Island hat sie aus ihrer Bekanntheit Geld gescheffelt.
Im Magazin „In Touch“ plauderte Daniels, die den Immobilienmogul während eines Promi-Golfturniers in Lake Tahoe im Sommer 2006 kennengelernt hatte, bereits Details über seine Vorlieben und seine Hai-Manie aus. Im TV-Magazin „60 Minutes“ auf CBS packte sie am Sonntagabend gegenüber Reporter Anderson Cooper aus – für Trump das unerquickliche Ende seines Weekends.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2018)