SPÖ und NEOS kritisieren Nicht-Ausweisen russischer Diplomaten

Andreas Schieder (SPÖ) wünscht sich von der Regierung mehr Kohärenz in der Russland-Frage.
Andreas Schieder (SPÖ) wünscht sich von der Regierung mehr Kohärenz in der Russland-Frage.APA/HANS PUNZ
  • Drucken

Laut NEOS-EU-Parlamentarierin Mlinar trage Österreich dazu bei, dass die EU sich auseinanderdividieren lässt. SPÖ-Schieder wünscht sich eine weniger widersprüchliche Argumentation.

Die Oppositionsparteien SPÖ und NEOS haben die Entscheidung Österreichs, sich an der koordinierten Aktion zur Ausweisung russischer Diplomaten nicht zu beteiligen, kritisiert. Es brauche ein einheitliches Vorgehen, betonte die NEOS-Europaabgeordnete Angelika Mlinar. Österreich müsse "kohärenter" agieren, forderte SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder am Dienstag.

Er könne zwar dem Argument, Gesprächskanäle auch in schwierigen Zeiten offenhalten zu wollen - wie von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) ins Treffen geführt - etwas abgewinnen, so Schieder im Ö1-Mittagsjournal. "Was ich allerdings nicht verstehe, ist, dass der Bundeskanzler Sebastian Kurz beim Europäischen Rat in Brüssel ja genau dieser europäischen Vorgehensweise zugestimmt hat und daher muss man sich dann in der Außenpolitik schon entscheiden, was man tut und ein bisschen kohärenter agieren", erklärte Schieder.

Mlinar: "Mehr als seltsam"

Für Mlinar ist die Position Österreichs "wackelig". Es sei "mehr als seltsam", dass sich Österreich mit einer klaren Haltung zu Russland "derart schwertut". Dazu passe auch, dass Karin Kneissl zwar die gemeinsame Erklärung der EU-Außenminister unterschrieben hat, aber dennoch nun keine Konsequenzen daraus zieht. "Österreich trägt damit dazu bei, dass sich Europa erneut auseinanderdividieren lässt", kritisierte die EU-Abgeordnete. Die Neutralität sei dabei kein Argument, gehe es doch letztlich um eine "klare Demonstration gegen die lange Liste völkerrechtlicher Verstöße vonseiten Russlands".

Das Argument der Neutralität hielt auch der Russland-Experte Gerhard Mangott gegenüber Ö1 für ein "unglückliches". Trotzdem bleibe Österreich in der Frage der Haltung gegenüber Russland nicht isoliert. Insgesamt haben sich zehn der 28 EU-Staaten noch nicht festgelegt, was eine mögliche Ausweisung russischer Diplomaten betrifft.

Kurz und Kneissl hatten am Montagabend bekanntgegeben, sich an der Aktion von insgesamt 25 EU- und Nicht-EU-Ländern nicht beteiligen zu wollen. Am Dienstag betonte Kneissl die "Vermittlerrolle" Österreichs, an der es auch angesichts seiner Neutralität festhalten wolle.

Auf Regierungskurs ist auch die Liste Pilz. Die außenpolitische Sprecherin Alma Zadic wünscht sich zuerst eine volle Aufklärung des Vorfalls, bevor "entschieden wird, wie weiter vorgegangen wird", sagte sie gegenüber Ö1.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der deutsche Botschafter in Russland.
Außenpolitik

Giftaffäre: „Sogar während des Kalten Krieges waren die Dinge viel ruhiger“

Russland weist in der Giftaffäre massenhaft Diplomaten aus - auch aus Deutschland. Britische Ermittler hoffen indes auf Aussagen von Julia Skripal.
Außenpolitik

Giftaffäre: Britische Ermittler hoffen auf Aussagen der Tochter

Julia Skripal könnte Auskunft geben, ob sie und ihre Vater, der russische Ex-Spion vor dem Attentat verfolgt wurden. Die 33-Jährige ist mittlerweile wieder ansprechbar.
Die Präsidenten von Russland und den USA, Wladimir Putin und Donald Trump
Außenpolitik

Russland: USA drohen mit Gegenmaßnahmen auf Diplomatenausweisung

Im Streit um die Vergiftung des Doppelagenten Sergej Skripal verschärft sich der Ton: Dass Russland 60 US-Diplomaten ausweise, bedeute eine "weitere Verschlechterung der Beziehungen". Die UNO warnt von einem "Kalten Krieg".
Außenpolitik

Russland holt zum Gegenschlag aus - Kneissl bietet Vermittlung an

Moskau will massenhaft westliche Diplomaten ausweisen und das US-Konsulat in St. Petersburg schließen. Damit reagiert die Regierung auf Strafmaßnahmen im Fall des vergifteten Spions Skripal.
FILES-BRITAIN-RUSSIA-POLICE-ESPIONAGE
Außenpolitik

Putin kann sich Wien als Vermittler in Giftaffäre vorstellen

Karas (ÖVP) übt heftige Kritik am Kurs der eigenen Partei: „Neutralität ist kein Argument! Sorry!“

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.