Niki Lauda geht mit seinem neuen Eigentümer Ryanair in die Offensive: Der Flugbetrieb startet mit 21 Flugzeugen aus neun Städten in Österreich und Deutschland. Berlin-Tegel wird neuer Stützpunkt.
Als Niki Lauda vor einer Woche bekanntgab, dass Europas größte Billig-Airline, die irische Ryanair, schrittweise 75 Prozent seiner neuen Laudamotion übernimmt, musste der dreifache Formel-1-Weltmeister und dreifache Airline-Gründer auch viel Kritik einstecken. Von einer "österreichischen Lösung", wie sie Lauda noch kurz zuvor nach der Übernahme der insolventen einstigen Air-Berlin-Tochter "Niki" angekündigt hatte, sei nicht mehr die Rede, wurde geätzt.
Jetzt geht Lauda mit seinem neuen Partner in die Offensive: Es gehe um den Ausbau der österreichischen Laudamotion mit Hauptsitz in Wien, beteuerte Lauda am Mittwoch. "Ich werde Vorsitzender des neu geschaffenen Laudamotion-Vorstands", betonte er. Und: "In meiner neuen Rolle werde ich dafür verantwortlich sein, Laudamotion als österreichische Billig-Fluglinie in Linien- und Charterverkehr zu etablieren."
Michael O'Leary mit Crew(c) Die Presse (Clemens Fabry)
Viel Zeit nehmen sich Lauda und Ryanair-Boss Michael O'Leary nicht: Schon ab Juni werden die 21 Flugzeuge der Laudamotion - sechs kommen samt Crews von Ryanair - von neun Städten in Österreich (Wien) und Deutschland (Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, München, Nürnberg, Stuttgart) sowie der Schweiz (Zürich) starten. Vier Flugzeuge werden in Wien stationiert und bis zu dreimal täglich Palma de Mallorca ansteuern. Weitere vier Flieger werden in Berlin stationiert, sechs in Düsseldorf, zwei in Zürich und je einer in den restlichen Städten.
Konkurrenz zur AUA
Das Streckennetz umfasst vorerst 65 Strecken, in erster Linie sind "Sonnenziele" in Spanien, Portugal, Italien, Griechenland und Kroatien im Programm. Ab dem Winterflugplan sollen dann auch Flüge in europäische Metropolen dazukommen. Berlin Tegel wird darüber hinaus auch ein neuer Stützpunkt.
»Wir teilen die Vision von Niki Lauda, eine österreichische Billig-Airline in dem Markt zu entwickeln, der von hochpreisigen österreichischen und Schweizer Tochtergesellschaften dominiert wird.«
Ryanair-Boss Michael O'Leary
"Mit unserem neuen Partner wird die Laudamotion-Flotte auf über 30 Flugzeuge wachsen und wir wollen und können unseren gemeinsamen Kunden ein besseres und günstigeres Angebot aus Wien anbieten", erklärte Lauda. Und O'Leary wäre nicht O'Leary, wenn er nicht mit einem seiner typischen Seitenhiebe auf die Konkurrenz - in Wien die Lufthansa und deren Töchter AUA und Swiss - nachlegte: "Das sind großartige Neuigkeiten für die österreichischen Kunden und Gäste, die von einem echten Wettbewerb profitieren können. Wir teilen die Vision von Niki Lauda, eine österreichische Billig-Airline in dem Markt zu entwickeln, der von hochpreisigen österreichischen und Schweizer Tochtergesellschaften dominiert wird."
»Laudamotion wird die bestzahlende Low-Cost-Airline sein.«
Niki Lauda
Dass Lauda und O'Leary Sparmeister sind, die diese Linie auch knallhart beim Personal durchziehen, ist kein Geheimnis. Und so hielten sich auch hartnäckig Gerüchte, dass auch bei Laudamotion die Mitarbeiter für Speis und Trank selbst aufkommen müssen. Schon morgen sollen Piloten und Flugbegleiter eine Lohnsteigerung bekommen, erklärte Lauda: "Laudamotion wird die bestzahlende Low-Cost-Airline sein."
Am 4. April 1979 gründet der damals noch zweifache Formel- 1-Weltmeister Niki Lauda die Lauda Air. Mit zuerst zwei und später drei Fokker F-27 nimmt sie den Flugbetrieb auf. Unter anderem auf der Strecke Klagenfurt-Hamburg, wie dieses Foto aus dem Jahr 1981 zeigt. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
Da die Lauda Air es nicht schafft, ein profitables Streckennetz aufzubauen, wird der Flugverkehr Anfang 1983 wieder eingestellt. Lauda konzentriert sich stattdessen erneut auf die Formel 1 und wird ein Jahr später - 1984 - auch zum dritten Mal Weltmeister. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
Zwei Jahre später, im Jahr 1985, erfolgt der zweite Anlauf. Mit mehreren Düsenjets, zuerst von BAC und später von Boeing, startet die Lauda Air zuerst mit dem Kurz- und Mittelstreckengeschäft, das allerdings schon bald um die Langstrecke erweitert wird. (c) imago/teutopress (imago stock&people)
1990 erhält die Lauda Air die weltweite Linienflugkonzession. Bis dahin für viele Österreicher unbekannte Ziele wie Bangkok werden zu gängigen Reisedestinationen. Der Werbespruch "Service is our success" prägt sich durch hartnäckiges Marketing bei fast jedem im Land ein. Für die größte Aufregung sorgen jedoch die Lauda-Uniformen: Jeans bei Stewardessen - das kannte man so bisher nicht. (c) imago/McPHOTO (imago stock&people)
Am 26. Mai 1991 gibt es dann jedoch einen tragischen Rückschlag für das junge Unternehmen. Beim Lauda-Flug 004 von Hongkong über Bangkok nach Wien setzt bei der Boeing 767 über dem thailändischen Dschungel selbstständig die Schubumkehr ein. Die Maschine stürzt ab, alle 223 Insassen kommen ums Leben. Es ist bis dato die größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrt. APA
Aber auch wirtschaftlich läuft es nicht mehr so rund wie geplant. 1993 steigt die deutsche Lufthansa über ihre Tochter Condor bei Lauda ein. 1997 startet dann auch die strategische Partnerschaft mit dem "Erzfeind" AUA. Die damals noch staatliche Fluglinie beteiligt sich mit 36 Prozent an der Lauda Air. Imago
Der Machtkampf zwischen Niki Lauda und AUA-Vorstand Mario Rehulka eskaliert immer stärker. Lauda verliert und tritt im Oktober 2000 als Vorstandsmitglied zurück. Auch Fliegen darf er nicht mehr. Ein Jahr später übernimmt die AUA auf Druck der Politik die Lauda Air komplett - samt eines riesigen Schuldenbergs. APA
Doch bereits 2002 kauft Lauda die insolvente Aero Lloyd Austria und startet 2003 erneut mit einer Fluglinie: der Billig-Fluggesellschaft FlyNiki - die später auf nur noch Niki umbenannt wird. EPA
Aber auch Niki bleibt nicht lange eigenständig. Bereits im Jahr 2004 steigt die deutsche Air Berlin mit 24 Prozent ein. Im Jahr 2010 erhöhen die Deutschen ihren Anteil bereits auf 49,9 Prozent. Hofmeister
Im Rahmen dieses Deals erhielt Lauda ein Darlehen in Höhe von 40,5 Millionen Euro. Dieses konnte er in bar oder durch den Übertrag der restlichen Niki-Anteile begleichen. Er entscheidet sich für letzteres und geht 2011 auch bei der zweiten von ihm gegründeten Fluglinie von Bord. APA/BARBARA GINDL
Die Lauda Air wurde in der Zwischenzeit voll in die AUA integriert und ist nur mehr eine Marke der inzwischen selbst zur Lufthansa gehörenden Gesellschaft. Anfang 2013 wird auch die Marke aufgegeben und die Maschinen wechseln ins AUA-Design. Die Lauda Air ist Geschichte. Fabry
Trotz jahrelanger Millionenspritzen von der arabischen Etihad findet Air Berlin für ihre Tochter Niki kein tragfähiges Geschäftsmodell. Im August 2017 melden die Deutschen Insolvenz an, am 13. Dezember folgte die Niki-Pleite. Eigentlich sah alles danach aus, als ob die Fluglinie an die britisch-spanischen Gruppe IAG/Vueling geht, dann am 23. Jänner die überraschende Wende: Im dritten Anlauf kommt doch Gründer Niki Lauda zum Zug. APA/AFP/ALEX HALADA
Lauda, der Niki 2003 gründete und später an Air Berlin verkaufte, erhält im Jänner 2018 mit seiner Firma Laudamotion den Zuschlag für die österreichische Gesellschaft und bremste damit den spanisch-britischen Konzern IAG aus. Im Juli verkaufte er Laudamotion zu 75 Prozent an Ryanair, im Jänner gab er auch den Rest der Anteile ab. REUTERS
Vierzig Jahre Fliegen mit Lauda: Hochs, Tiefs und Pleiten
Wie berichtet übernimmt die Ryanair übernimmt vorerst 24,9 Prozent der neuen Laudamotion und wird, die Genehmigung der EU-Wettbewerbsbehörde vorausgesetzt, auf 75 Prozent aufstocken. Dafür zahlen die Iren mit knapp 50 Mio. Euro nahezu die Summe, um die Lauda die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki gekauft hat. Weitere 50 Millionen Euro geben die Iren heuer als Anschubfinanzierung.
O'Leary begründete den Einstieg heute erneut auch damit, dass die Ryanair, die bisher ausschließlich Boeings in der Flotte hat, auf Airbus diversifizieren wolle. Laudamotion hat nur Airbusse. Die Ryanair-Flieger starten unter österreichischer OE-Kennung der Laudamotion. Womit deren deutsche Start- und Landerechte (Slots) gesichert sind. Insgesamt verfügt Laudamotion über 40.000 Slots.
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