Bitcoin-Kriminalfall Optioment: Ermittlungen gegen sieben Personen

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Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile im Bitcoin-Kriminalfall Optioment – und zwar gegen bereits sieben Verdächtige. Immer noch melden sich laufend Geschädigte bei der Polizei.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat den möglichen Betrugsfall Optioment an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) abgetreten. Sie ist unter anderem dann für die Ermittlungen zuständig, wenn eine Strafsache fünf Millionen Euro übersteigt. Wie hoch die Schadensumme und die konkrete Zahl der Geschädigten bei Optioment schlussendlich sein werden, steht freilich noch nicht fest. Und mittlerweile wird nicht mehr gegen zwei, sondern schon gegen sieben Personen wegen Verdachts des gewerbsmäßigen schweren Betrugs ermittelt.

Laut Wiener Landeskriminalamt, wo die Ermittlungen laufen, melden sich immer noch laufend neue Opfer des Bitcoin-Investment-Systems, das Ende vergangenen Jahres zusammengebrochen ist. Jene, die ihre Hinweise der Polizei nicht persönlich, sondern lieber per E-Mail mitteilen wollen, können an die dafür eingerichtete Adresse optioment@polizei.gv.at schreiben.

Wie „Die Presse“ berichtete, gab es bei Optioment Tausende Investoren. Der Großteil davon dürfte aus Österreich stammen, weil Optioment vor allem hier intensiv beworben wurde. Das System war Ende 2016 gestartet und bot den Investoren eine beachtliche Rendite von 1,5 bis vier Prozent – pro Woche. Der Vertrieb fand im Rahmen eines Multilevel-Marketing-Schemas statt. So bekamen Investoren zusätzliche Provisionen, wenn sie Familienmitglieder, Freunde oder Arbeitskollegen für Optioment gewinnen konnten. Manche der Geschädigten haben sogar Kredite aufgenommen und sich hoch verschuldet, um Geld investieren zu können. Insgesamt sollen bis zu 12.000 Bitcoin in das System geflossen sein. Das entspricht einem aktuellen Gegenwert von etwa 70 Millionen Euro.

Wie viele Bitcoins tatsächlich gestohlen wurden und wie viele vor Zusammenbruch des Systems noch ausgezahlt wurden, ist offen. Beteiligte schätzen, dass mindestens 4500 Bitcoin gestohlen wurden. Doch die entscheidende Frage „Von wem?“ können die Behörden noch nicht beantworten.

Niemand will schuld sein

Optioment wurde vor allem von drei Österreichern vertrieben, die sich selbst die „Optioment-Musketiere“ nannten. Gegen die drei liegen mehrere Anzeigen vor, die auch die Ermittlungen angestoßen haben. Die Männer weisen jede Schuld von sich und sagen, dass sie nicht die Köpfe, sondern lediglich die Vertreiber des Systems waren. Hinter Optioment stehen angeblich nicht sie, sondern ein Däne und ein Lette, deren Existenz aber bis heute nicht belegt ist.

Ein vierter Österreicher soll als Kontaktmann zwischen den „Musketieren“ und den angeblichen Hintermännern fungiert haben. Dieser Bitcoin-Unternehmer aus Tirol hat kurz nach dem Zusammenbruch von Optioment das Land verlassen und sich – anders als die „Musketiere“ – bisher auch gegenüber der „Presse“ nicht geäußert.

Der Wiener Anwalt Ronald Frankl von der Kanzlei Lansky Ganzger, die rund 70 Geschädigte vertritt, sieht in dem Tiroler eine Schlüsselfigur des Kriminalfalls. Die Kanzlei hat eine eigene Anzeige eingebracht, in der man schwere Vorwürfe gegen alle vier Österreicher erhebt und die Frage stellt, ob es die ominösen Hintermänner überhaupt gibt. (jil/hec)

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