Werberat gegen gesetzliches "Sexismus-Verbot"

Sexistische Werbung
Sexistische Werbung(c) Reuters
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Die Frauenministerin Heinisch-Hosek will ein Verbot für sexistische Werbung durchsetzen, der Werberat spricht sich dagegen aus. Die Werbebranche solle sich selbst kontrollieren und könne außerdem schneller reagieren.

Geht es nach dem österreichischen Werberat, soll es kein gesetzliches Verbot von sexistischen Sujets geben. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hatte sich vergangene Woche öffentlich ein solches Verbot gewünscht. Dass die Ministerin mit ihre Vorhaben an die Öffentlichkeit gegangen ist, sei "unverständlich", sagte Werberats-Präsident Michael Straberger Montag in Wien. Der Werberat pocht auf die freiwillige Selbstkontrolle der Werbewirtschaft - mit der Regierung sei diese Vorgehensweise vereinbart.

Straberger verwies auf einen Regierungsentscheid im Vorjahr, wonach "dieser Bereich der Werbung durch Selbstkontrolle und einen starken Werberat" geregelt werden solle.

Gericht würde Monate brauchen

Gegen ein Verbot ist der Werberat auch, weil er die Entscheidung schneller fällen könne als ein Gericht: Dort würde ein Monate bis Jahre dauern, während das Gremium für seine Urteile derzeit im Schnitt zehn Tage brauche, so Straberger. Warum die Frauenministerin von der mit der Regierung akkordierten Linie abgehe, habe man nicht in Erfahrung bringen können.

Heinisch-Hosek hatte argumentiert, dass der Werberat zwar sexistische Diskriminierung feststellen könne, doch er habe jedoch keine Möglichkeit zur Sanktion. In einer gesetzlichen Regelung soll deshalb festgehalten werden, dass sexistische Werbung verboten ist und Strafen drohen, wenn trotzdem damit geworben wird. Sexismus sei "leider noch immer salonfähig" und halte sich aufgrund des patriarchalen Systems, so Heinisch-Hosek. Laut Ministerin ist ein derartiges Verbot in einigen Ländern im Gleichbehandlungsgesetz geregelt.

Entscheidungen bindend?

Straberger zufolge hätten die Entscheidungen des Werberats aber Folgen: Die Zahl der Medien und Plakatunternehmen, die die Entscheide als bindend betrachten, werde größer, so Straberger. Zu ihnen gehören der ORF, die "Kleine Zeitung", die Außenwerber Epamedia, Megaboard Soravia und Gewista sowie der Werbevermarkter RMS.

Auch der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) und Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) würden sich mit der Frage beschäftigen, so Straberger.

Politische Werbung auch Fall für Werberat?

Auch über politische Werbung könnte der Werberat, derzeit nur für kommerzielle Werbung zuständig, künftig entscheiden: Straberger sieht dieses Vorhaben grundsätzlich positiv, wie er sagte. Allerdings müsse vorher geklärt werden, "dass auch eine Mehrheit der politischen Parteien das mitträgt". Dahingehende Gespräche seien noch im Laufen. Das Zieldatum steht jedoch schon fest: Bei der Wiener Gemeinderatswahl am 10. Oktober will der Werberat im Fall des Falles bereits als Beschwerdegremium fungieren. Die Entscheidungen über etwaige anstößige Sujets sollen auf kurzem Wege fallen und daher auch noch in einem sehr kurzen Wahlkampf greifen, versicherte Straberger.

(APA/Red.)

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