Der "Osterputz" des Peter Kolba

FILE PHOTO: People holding mobile phones are silhouetted against a backdrop projected with the Twitter logo in Warsaw
FILE PHOTO: People holding mobile phones are silhouetted against a backdrop projected with the Twitter logo in Warsaw(c) REUTERS (KACPER PEMPEL)
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Der Klubobmann der Liste Pilz hat während der Feiertage seine Twitter-Kontakte ausgemistet - darunter zahlreiche Journalisten wie etwa Armin Wolf. Die Aufregung in der österreichischen Twitter-Blase ist groß. Und durchaus verständlich.

Die Aprilscherze waren in diesem Jahr in den sozialen Medien eher dünn gesät, dafür sorgte ein spätabendlicher "Osterputz" eines Nationalratsabgeordneten für Gesprächsstoff. Peter Kolba, Klubobmann der Liste Pilz, hat eine Vielzahl bekannter Journalisten - und Medien - des Landes auf seinem Twitter-Account blockiert. Er erklärte die Aktion mit folgendem Tweet: "Shitstormer von Thalhammer, Klenk und dem Profil nicht mehr lesen zu müssen, ist sehr erholsam. Diese seltsame Koalition aus konservativen Leitmedien, Gender-Aktivistinnen und erfolglosen Empörungs-Antifaschisten mag in ihrer Blase agitieren. Viel Spass dabei."

Die Reaktion der betroffenen Journalisten folgte prompt, auch von ORF-Anchorman Armin Wolf:

Doch ist die Aufregung überhaupt berechtigt? Durchaus. Hat Kolba nicht jedes Recht, zu blockieren, wen immer er möchte? Durchaus. Allein: Die Art und Weise seiner Begründung und die Vehemenz fallen recht drastisch aus.

Freilich: Meinungspluralität wird sowohl im medien- als auch im politischen Kontext unisono hervorgehoben und ist Grundlage der Demokratie. Das ist nichts Neues. Auf ihren offiziellen Facebook-/Twitter-Auftritten werden Medien, natürlich auch "Die Presse", von Usern an diesen Grundsatz erinnert. Etwa, wenn eine kritische Replik auf ein Posting folgt. Oder wenn dieses aufgrund von unsäglichen Beschimpfungen und Diskriminierungen gegen diverse Menschengruppen gelöscht wird, respektive wenn ein User nach mehrmaligem Missachten dieser Maxime gelöscht (blockiert) wird.

Wo die Grenze zwischen Meinungsverschiedenheit, zugespitzter Kritik und Beleidigung zu ziehen ist, werden Social-Nutzer wohl für sich selbst beantworten müssen. Kritische Wortmeldungen aber gleich im Keim ersticken zu wollen, widerspricht aber dem eigentlichen Sinn von Plattformen wie dem Kurznachrichtendienst Twitter, der da lautet: diskutieren.

Ein kollektives Blockieren von anderen Opinion Leadern anstatt mit ihnen in Diskussion zu treten oder eine Meinung auch mal für sich stehen zu lassen, hinterlässt aber schon eine etwas seltsame Optik. War diese Aktion vielleicht nur ein ausgeklügelter Aprilscherz, der schon bald aufgelöst wird?

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